Sammelwerk Zweitausendfünfzehn

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Ich bin schläfrig und so gebe ich mich der Schläfrigkeit hin, verfalle in Lethargie und monotone Couchmanie. Ich bin schläfrig und so gebe ich mich des Wohlwollens hin. Hochschreckend schockiert ob meiner eigenen Vergesslichkeit und dem damit hausgemachten Problem stelle ich fest, dass ich nicht weiß, was ich hier eigentlich mache, denn schlafen, nein das war mir nicht im Sinn. Ist es doch das Bin, das reizt an der Nacht, das kopfnickend und farbig macht, das befreit und Freiräume schafft. Das riesige Loch, das mitunter zwischen dunkel und hell klebrig klafft, lässt mich schlafwandlig ummantelt zum Zielpunkt des Etappensiegs tanzen. Im Morgengrauen rafft mich das Geschaffte in ein paar seichte stunden zarten Ruhens dahin, bis ich erneut im Tageslichtmodus bin. Das Befinden unter Gleichgesinnten verschwimmt nach hinten, je früher es ist und so ist immer die Tagträumerei nur noch schlimmer. Auf den Raketenkörpern der unangenehmen Realität verlasse ich diese Räumlichkeiten und fliege auf den _allesglänztplanet. Die Töne bauen sich vor mir auf, zugegeben, mir geht viel im Kopf herum derweil. Gefiltert durch Klänge, die unvermittelt ungestottert, die ohne Begriffsstutzigkeiten, die melodischer weise meine Gedanken leiten. Settle down, sitzen ist eher geht nicht bis kaum, lay down girl!, und wir werden weiterschauen. Die Explosivität der Vertrautheit vermittelt den ungetrübten Eindruck intimeren Belangens. Befangen fragend trabe ich labend durch verschneite Wälder und treffe auf menschenleere und dafür sonnenüberflutete Felder. Derartig interaktive Reaktionen finden statt: nicht in der Stadt. Die vollgemalten Laternen des großen ziehen sich wie ein roter Faden durch meine Nervenzellen, immer frohen Mutes an den nächsten unbeleuchteten Eckpfeiler zu prellen. Ich bin prädestiniert für Geschehnisse fernab der situativen Bündnisse, liebe melodramatische Bekenntnisse, liebe uns im Gesamtpaket, liebe dich bis es gar nicht mehr geht. Ein beiläufiger Blick zur Uhr verrät: es ist spät. Wir haben viel vor; Welt am Draht, Welt am Ohr, Welt verdreht. Mission completed: Highmatplanet gefunden.

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Feinkörniger Staub zersetzt sich in tausend atomare Einzelteile, zerspringt nach einer kurzglühenden Weile, klagt nicht groß, blüht noch einmal kurz auf, verschwindet dann, adieu. Es mischt sich Traum und Realität, es mischt sich 0815 und was sich eigentlich nicht versteht. Ich stehe vor dir und die Uhrzeiger verschwimmen tickend, die Beweglichkeiten werden zuckend. Es trug sich zu an einem dieser wundervollen Morgene, wie sie nur im Jänner passieren können. Die Straßen Blitzeis überzogen, proppevolle Mülltonnen und, Tannenbäume in leicht welker Bräunung, Raketenreste und leere Getränkestiegen; alles seit Tagen liegengeblieben. Es mischt sich wohlgesonnte Vorfreude dem Neuen und Gefühl des abstrus Vergänglichen. Mit dem Mondlicht tanke ich Kraft in den entlegensten Muskelecken meines Körpers, lade mich auf mit skurrilen Gleichnissen, verschwinde für die eine oder andere Nacht, bis meine Stimme endlich wieder zum Reden erwacht. Dann schaffen nebeldurchkreuzte Felder eine Freiheit in mir, eine Gültigkeit im Hier. Der geschehenen Sekunde ist die Gegenwärtigkeit geschuldet; mit vollem Bewusstsein auf weißem Papier. All diese Eindrücke beuteln und würfeln herumliegende Sachen, sortieren und prüfen herrenlos Gestrandetes. Ich habe lang noch am Schreibtisch gesessen und ausgerechnet: Am Pegel der flüssigen Liebe gemessen wäre dächerhohe Flut, wäre Wasser dicker als Blut. Ich bin überfordert mit den Dingen, mit den Fesseln und den Schlingen. Revoluze yourself, heavenly as hell. Mit offenen Armen und Auflehnungslust in den Gedärmen greife ich nach den Sternen, an den nächtlichen Streben klettere ich empor, verlasse hiesige Gefilde durchs Golden Gate, durch das güldene Tor, finde mich wieder, sitzend am Steuer obwohl ich nicht sollte und habe genau das bekommen, was ich wollte. Ein step, zwei steps, ganze stäv. Go and get it while its hot.

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Universum kontrovers, Vers für Vers ist die Spule verspult, ist der Schreibraum unbestuhlt. Bei hartem Brot für weiche Kunst ist reality nicht schlecht, wird sie denn dem innermenschlichen Anspruch gerecht. Ich spreche es an, trete an die Mutter Eloquenz  heran. Zwischen schattigen Bäumen und mondumspielten, selbstgestrichenen Zäunen leuchtet in der Ferne: Euphorie und Begierde für den Moment in der Sekunde, lächelt der Hohn nur einer Stunde. Alltagsmodus. Augenringe. Reset. Fensterheizung, Tabakflash. Wellen aus Aphorismen und bläulich kraftvollen Prismen sorgen für ein Wärmegefühl im Magen, das Appetit auf mehr und Hunger nach dem Wesentlichen macht. Die Tage werden nicht mehr wirklich kalt, der Kragen scheint geschlossen schon für Wochen; wir haben uns lange nicht gesprochen. Farbig wird es und explosiv, dreckig und intensiv. Im Unsichtbarkeitskostüm schnalle ich mich an, lege gleich den zweiten Gang ein, starte die Maschine und hebe ab mit Rückenwind, immer dem Bauchgefühl nach, geradewegs westwärts gen soulfood village. Ich hebe dann immer so ab, so wie mir der Sinn grad steht, so wie ein Kind, das gerade zum ersten Mal auf den Rummel geht. Ein Prosit auf das neue Lebensgefühl! Da die Sonne nebligst wiegend am dächrigen Horizont unsere Gemüter gutmütigst sonnt, tue ich jetzt, was ich vorher nicht gekonnt. Hab Dank, zweinullvierzehn, dass du vorbei. Hab Dank an mein Auto, hab Dank an Noten und Tastatur. Das hier ist Gegenwartsliteratur. Spannung pur. Outer space. Innerorts wie anderswo. 
Cheers! 

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Ich bin künstlerisch umgeben von mehreren Künsten in meinem Leben, kann mich ergeben zwischen Bass und Streben, Transparenz in schwereloser Dekadenz. Ich renne aus dem Haus, doch nicht in Eile; in wohlbedachten Schritten schreite ich voran und mit mir eine morgendliche Ahnung, mich beschleichend wunderherrlichst. I am free, free for poetry. I am free, free for asymmetry. I am free, free for le eternity. Mich überfällt wohlgemute Ohnmacht in einer Fülle der Unendlichkeit. Schaue ich zu dir hinüber, bin leicht drunter, bin leicht drüber. Die Überschwänglichkeit ist spürbar. Schüchtern beschämt schiele ich zu dir, die Hemmschwelle an dieser Stelle. Getrieben von sehnsüchtigem Schwelgen muss ich mich verneigen im umgedrehten Uhrsinnzeiger, zeig mir Unsinn, zeig mir, wo wir uns sind. Sinniere dem Zeigen des Zeigers, des Hektikverweigerns. Halt die Welt kurz an, stopp und ganz still. Hör, wie deine Lunge sich füllt und sieh, wie sich jedes einzelne Blatt hier bewegt. In den Lüften der Verhängnisse sind unumgängliche Umgänge, wir verketten, verstricken, verhaken uns; es macht rums. Nur in meinem Kopf, da läuft dieser Film, in die Realität übertragen mit Filter und gerolltem Papier, nein nicht nur ich hier, allerorts und überall auf dem gesamt erdigen Ball. Der freie Fall. Schweißperligst rinnt es meine Schläfen entlang in ungeahnte Häfen, versteckt auf einer Bank im Sand und einem Schatz, der tief verbuddelt. Altgold steigt güldend empor, das war davor und doch nicht so lang her, ich trieb umher ohne Segel, ohne Ruder, ohne Schwester, ohne Bruder. Schilf um mich herum, ein Meer aus Schildern drumherum, ein leiser Klang vom Ufer und wie ich den Weg zurück dann fand. Umgeben von lieblichen Tönen, callin‘ from far away, umgeben vom Sonnenschein im selbstgebauten Eigenheim. It was you, all the time! Ich höre mich lachen, lechzen, schreien. Ist das wirklich?, nein das kann es nicht sein. Ab kurz nach sieben treiben in mir die wildesten Fantasien, ich beginne im Bildreichen zu schwadronieren, ein Saxophon zur blauen Stunde, im grünen Karussell eine beschwingte Runde, ich bin konsumierender Kunde. Habe Recht auf Freundlichkeit und Kaufkraft ohne Willen. Um Himmels Willen, wie kann ich nur wollen, was die anderen sollen? Im Wohlwollen und doch bestimmt, bin ich alsbald auf Gerechtigkeit getrimmt. Der individuelle Glaube unter demoralisierender Haube; ohne mich, ich bin hier raus. Packe CDs, Kind mit Kegel, fülle den Pegel. Ölstandcheck, Bargeld gebunkert, Atlas auf dem Sitz, gleich sind wir weg. Als letzten Stopp halte ich vor deinem Haus, hole dich ab, wir verlassen Land in Saus und Braus. Auf dem Rücksitzt schläft die Zukunft, neben mir die zauberhafteste Gegenwart, beinah erstarrt in Glückseligkeit kehre ich ins Neue ein und wusste nicht, dass es das wirklich gibt; liebes Leben, ich bin verliebt.

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Mein zu Hause ist das weit weg. Mein Mond, mein Mut, sternenfunkelnd hinter all dem Normalen abgedunkelt. So kann das nicht weitergehen hat man gemunkelt und hier!, hier kommt der Gegenbeleg: die Dinge sollen so sein, weil die Dinge sich immer richten und die Dinge gewichten auf anderem, noch Spannenderem. Ich putze mich raus und büchse aus- it has never been that close to that little trip to heaven. Auf der Autobahn mit 150 Kilometern pro Stunde, KO in ungezählter Runde. Mit leerem Tank und halben Scheinen auf der Bank fahre ich den Komplikationen davon, ein weiteres Mal und ein weiteres: was macht das schon? Panisch viel zu schnell gesprochen und viel zu hektisch aufgebrochen. Ein Trauerspiel im vorletzten Akt, ein Vorletzter sagt so hätte er es kommen sehen; ich persönlich kann das jedoch nicht verstehen. Voller Unverständnis dann und wann klopft es mir auf die Schulter und schreit mich an: du fängst doch verdammt nochmal gerade erst an! Und es reißt mich nieder bis auf alle Glieder, auf allen Vieren versuche ich mich zu buchstabieren. Ich beginne zu sortieren. Verschiedene Ausführungen zu probieren als ewig langes zum Wohin tendieren. Kontrollierend der Gefilde wegen bin ich plötzlich in deinen Straßen zugegen. Mecklenburg Vorpommern im Regen, welch ein Segen. Großartig famose Stunden stehen uns bevor, bescheren uns offene Münder und ein weit geöffnetes Ohr. Wir steigen empor, ohne etwas zu verlieren, was ich nicht schon verlor. Leg deine Konzentration auf die Schienen der Unmöglichkeit, reise weit, leg alles in die uns bekannte Schönheit. Mache vor ja nichts Halt! Deine Wohnung ist mit unserem Leben gefüllt und mein Leben ist eingehüllt in glasklaren, zuckrigen Dunst. Wider der Vernunft. Freundschaft ist: monatsmitte mit halbem Auto 235.000 Meter zu dir zu fahren nur um Telefonkosten zu sparen. Nur um beisammen zu sein. Tabula rasa rein.

Ungeduschter Weise tapse ich dann barfüßig leise durch deine Wände, über dein Parkett, schlittere über deine Gleise und ende in deinen Armen. Meine Adern sind bludurchströmt, wärmegepumpt. Meine Augen brennen bis zur Unbrennbarkeit, unsere Wesen formen sich zur Unendlichkeit. So wie wir hier stehen, so stehen wir für immer.

Glanzmomente voll menschlicher Monumente, nonverbaler Valente, Regenbögen und Tränen danach durchstreife ich rollend den sonnengeschwängerten Asphalt innerdeutscher Schnellstraßen. Und ich lass‘ sie alle rasen, schinde Zeit, halte um zu grasen, verschwinde in Utopiablasen. Mein Konsum über alle Maßen. Strange things happen. Da waren Elvis und James Dean, die haben mir für eine Nacht ihre wohlwollende Arroganz geliehen. Der Bass setzt ein.

Je suis Individuum. Im halb abgesicherten Modus.

Ich lebe. Ich atme. Ich liebe. Zum ersten Mal.

Sammelwerk Zweitausendvierzehn

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Die Wogen glätten, wo Andere sie nicht hätten. Die Dinge ebnen, ohne sie zu plätten. Regentropfen tropfen rege träge gegen Fensterträger, lamentieren leisigst latent gegen umgetopfte Blumenkästen, ziehen den ganzen Tag in einen umnebelten Sog aus Zeitlosigkeit und kindlicher Vorfreude. But these days go by, denn irgendwann schreit das Selbst-Ich auf, schreit ‚hey, ich bin auch noch da, schaust du hier auch mal rauf?!‘ Und ehe ich mich versehe, nehmen mich glitschige Täler bei der Hand, geben mir verhängnisvolles Pfand, Hirn und Verstand sind nun neu zu betretenes Land. Ohne Kompass, ohne Zielgerade. Dabei, jetzt gerade, fühle ich mich so gitarrenlosgelöst, kaum bin ich eingedöst, ist es schon die Ahnung, die mir bald sauer aufstößt. Das ist hier ist kein Traum mein Kind, das ist alles Realität wie es mir sinnt, ja aber wie kann es denn sein, dass in der Realität ein jeder spinnt? Die Dinge bei dem Namen nennen, den die Anderen nicht kennen. Ich mag die Mystik, die hinter jeder Interaktion versteckt, sich ins Fäustchen lächelnd die Finger leckt. Ich bin hier zu Hause in einer Welt, die mir abseits von Eurer ganz gut gefällt. Bin daheim auf einem Planeten und habe vielleicht nicht darum gebeten, bin aber wohl heimisch in eben diesem, bin Mutter Natur und rechte Hand der Zivilisation, bin gesellschaftsfähig und Misanthrop. Bin Vulkan und Schreibmaschinensultan, immer spontan, aber niemals hier, obwohl, das, ja das passiert hier wirklich grad. Die explizierte Ausführung eines expliziten Inhaltes implodiert ja gerade durch solch komplexe Begebenheiten, die so kompliziert sind, dass sie weder kommunizieren, noch kontrahieren. Es ist echt verhext. Luck be a lady. Ist mein Körpergefühl doch so gespalten wie meine Meinung zu Frank Sinatra, geteiltes Zündholz, mein soziokritisches Brennholz. Stolz? Nein, ganz und gar nicht. Glanz und Gloria. Kerbholz, meines. Faustdick trotz kleinstem Trommelfell. Mein Glossar, Euphoria!

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Der Rauch verhüllt mich in seiner glasklaren Einvernehmlichkeit, die auf Gegenseitigkeit beruht. Stillschweigend siegeln wir einen ungerechten Kaufvertrag aus. Er verlässt mich wieder und bahnt sich seinen Weg durch die geschlossenen Fenster, geradewegs auf den Balkon, auf dem Vögel kacken und sterben gleichermaßen. Ich reiße die Tür auf und will ihm noch etwas hinterherrufen, aber er ist schon über alle hügellosen Berge dieses flachen Gefildes hinweg geflogen; ganz klar einer, der es geschafft hat.

Die Autos dampfen vor dem Haus, müssen jetzt langsam erst mal wieder warm werden. Meine Füße machen sich an die Arbeit, stampfen sich durch treppenflurigen Sand, über Schwellen der ungewissen Tragefähigkeit, hinaus in das Kalte, hinaus den Atem einzufangen. Ich entsinne nicht ob links ob rechts, versuche nur die Verfolgung aufzunehmen, bin Fährtenaufspürer, Wegeschnüffler – und lande doch nur im modrigen Graben. Kaltschnäuzig wie ein Berner Sennenhund rümpfe ich die Nase, mache auf dem abgebrochenen Absatz kehrt und verschwinde erhobenen Hauptes. Dass ich rotbäckig beschämt bin, sieht dann zum Glück keiner. Die Luft wirkt frisch und klamm, der Nebel legt sich über Schlaglöcher und Maulwurfshügel, eh ich es verstehe, bemerke ich: es regnet. Und so legt sich der Regen auf all meine Glieder; der Regen legt sich nieder auf mein federndes Gefieder. Der Regen liegt sich nieder, macht traurig und irgendwie auch ganz furchtbar bieder. Der Regen legt sich nieder, im nächsten Jahr auch wieder. Mit dem Geschmack von schönsten Erinnerungen ist es ist nicht so, dass es nicht sein könnte wie es gerne wäre. Auch wenn ich diesem hiermit die Leichtigkeit des seins erschwere. Es ist nicht so, dass es müsste, wie es nicht hätte. Auch wenn ich es damit eher bestürze als rette. Aber nun haben wir Winter und im Winter, da kehren die Meisten von uns an einen Punkt zurück, den wir allgemeinhin Kindheit nennen. In diesem Jahresabschnitt sind die Grenzen zu unserem Inneren verwischt wie niemals nie und so schwimmen wir zwischen den Welten, switchen in den Etagen, spulen vorwärts und rückwärts in all den Monaten, Wochen, Tagen. Ein Versuch über die Zeit zu schreiben, sie probieren zu formulieren, der Versuch- es verliert sich hinter Buchstaben auf Papieren. Die Zeit ist groß und gemein, kleingeistig und katastrophal. Die Zeit ist Gänseblümchen und halbvolle Gläser mit Lippenstiftmündern.

Die Zeit ist Tocotronic.

Die Zeit ist Wunder. Sie ist Fahrrad fahren in der Nacht, auf nassen Straßen im perligen Laternenlicht, sie ist latent und sie ist dicht, sie ist das Meer in allerprächtigster Güte der Dunkelheit. Ist Melodie, ist Takt. Die Zeit macht müde und die Zeit macht matt, schläfrig und schlapp. Die Zeit macht Appetit und Entdeckungsgänsehaut. Wir können sie hier verlassen, können uns an den Händen fassen, können sie hinter uns lassen. Die Zeit ist Dompteur und zeitloses Gehör. Ich bin Team Donnie und betrete die Matrix des gesetzlosen, live on air, gleich schon ist es etwas länger her. Keep on hanging to yourself but don’t go lose it baby. Die Fliegen tanzen um mich wie, die Tanzenden fliegen um mich wie der feine Blütenstaub einer ausschlagenden Linde zu Frühlingsbeginn; ich balle einen zerfledderten Fetzen Billigklopapier in den Fäusten, denn gleich geht es los. Das Blut schießt an den Schläfen vorbei, durch die Stirn hindurch und bahnt sich den weißzerstückelten Weg in die Freiheit. Ich reiße meine Augen auf und blicke auf ein Stück kugelschreiberbeschriebenden Zettel in meiner Hand:

Whats your addiction?

Sammelwerk Zweitausendzwölf

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Und ich fliege über Dächer, Ziegelsteine, Schornsteine.
Es war eine verregnete Nacht, als ich am verrosteten Eisenpfahl festumklammert stand und andachte, die Welt auszukotzen. Mein Rhythmus vollzog sich in sekundenlänge und eigentlich, um so richtig ehrlich zu sein, habe ich nicht die leiseste Ahnung, was mir dann widerfuhr.
Große Betten, große Sprüche und noch größere Angst. Und dann wird dir das was sie Glück nennen wie ein Klumpen Gold auf den erschlafften Bauch geknallt.

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Weil wir meistens doch gar nicht wissen, ob der Künstler vor dem Bild steht oder das Bild hinter dem Künstler. Ein Mensch und ein Bild, ein Protagonist und ein Imitat, eine Mannigfaltigkeit, die uns vorgelegt wird. Hier drehen sich Individuen im Kreis, kotzen all ihre Farben wieder aus und beginnen von vorn. Konzept: To write a book while writing a good life.

Sammelwerk Zweitausendelf

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Als Wortekünstler
In meiner eigenen Arena
Als Vokabularakrobat
Betreibe ich an deutschen Schulhöfen Hochverrat
Cruise auf meinem 5meter Einradfahrrad
Über alle Seen, Flüsse und Deiche meiner Stadt
Strom.

Erzeuge ich selbst.
Durst.

Habe ich immer.
Als Konsonantenjongleur
Als hohes Niveaukontrolleur
Mein verkannter Beruf:
Sprachendompteur.

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Auf den Straßen dieser Welt sehen wir prinzipiell nur was uns gefällt. Was uns zusagt und anspricht, was wir mögen, was wir nicht. Was wir sollen, können, müssen; welch begrenztes Wissen.
Mit verbranntem Gaumen und Schreibkrampfdaumen sitze ich in einem Zimmer, auf einem Bett, das nicht meines ist, aber noch wird.
Schreibe diese Worte und denke an all jene Orte.

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Ich bin undankbar, reich und berühmt
Ich bin unschlagbar, leicht und verblümt
Verstrahlt, verzaubert, unglaubwürdig.
Weltbürger.
Bin ich
Introvertiert und fahrig
Auscelebriert
Papierliebhaber
Nach Stiften Graber
Ich bin irgendwo zwischen Neon und gut Bewährtem
Problemelöser mit Erschwertem
Bin ich
Anti Fleisch und Promille
Ansonsten und statt
Bin ich irgendetwas in dieser Stadt.

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Das vollgeladene Leben in ganzen Zügen
In einer Scheinwelt konstruktiver Lügen
Wird mir nicht genügen
Ich weiß.
Allerhand und doch viel zu wenig
An einer Hotelbar irgendwo
Mit Restgeld und einer Zigarette
Die Nacht ich rette
Meine Authorität ich verwette
Mein Schlaf zur Stätte
Meine Rast zur Ruh
Dreck an meinem Schuh
Und die Reinheit im Solarplexus
In allen Kanälen, an allen Chakren
Taktik.
Das Schlagwort
Aufhören.
Den Hauptstrom zu stören.
Gitarre, Taxi und Basecap

JOHANNESBURG 5 von 18

Flugnummer 8045179, Reihe 14, Sitz A und Essen Halal.

Mit aufgerissenen Augen starre ich auf das zerfledderte Flugticket in meinen schweißnassen Händen. Der Blick nach rechts nützt mir in diesem Moment nicht viel, es ist stockduster.
Es ist einer meiner mit umsteigen insgesamt zwei Flüge in eine fremde Welt. Ohne Zeitempfinden und Orientierungsvermögen versuche ich mich an Details zu erinnern, doch alles ist so verschleiert wie die Frau in dem Sitz vor mir. Ihr Mann schaut mich seltsam an und in mir keimt die Vermutung er könnte eine tragende oder weniger tragende, aber auf jeden Fall eine Rolle in dem letzten zeitlichen Abschnitt bevor ich einschlief gehabt haben. Nachdem ich ihn ein wenig zu quatsche und die Frage nach dem wo wir grad sind stelle auf die er ziemlich hitzig reagiert, fällt mir plötzlich wieder ein, dass er noch neben mir saß als ich den Sicherheitsgurt anlegte und die nette Stewardess sagte, dass wir jetzt aber wirklich alle unsere Klapptischchen hochmachen sollten.

Die Mahlzeit in dem silbernen Blechrechteck vor mir ist kalt und alles andere als anschaulich, das Heineken ist ungenießbar, mein Kopfhörer klemmt im Sitz, meine Beine sind verknotet und meine Augen schmerzen als hätte ich meine Kontaktlinsen seit zweiundvierzig Stunden eingesetzt.
Könnte hinkommen.
Scheiße.
Der Flughafen in den vereinigten Arabischen Emiraten macht mir trotz meiner Tätigkeit als Großstadtmädchen Angst. Ich bin viel zu unaufmerksam und fahrig und eigentlich möchte ich mich nur absichern meines nächsten Fluges wegen und mit einer ein Liter Cola zwei Zigaretten rauchen. Meinen Weg zur Raucharea jedoch muss ich mir zwischen Scheichs, Burkas und allgemein auffallender Vermummung erst mal über die Toilette bahnen und so betätige ich die Spülung an einem sonnigen Frühlingsnachmittag in einem fliesenlosen, nicht geputzten, stinkenden Klo in Doha, Saudi Arabien.

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Selbstläufer
Grenzenüberhäufer
Freieslebenkäufer

Ich brauche ein Zisch und Klack und Zack
Ich brauche Politur, neuen Glanz und wieder Lack

Tack Tack.

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Zug verpasst
Nicht aufgepasst
Passt alles ins Profil
Überhaupt nicht, doch subtil
Berlin für zwei Wochen, Berlin für vierzehn Tage
Aufgewachsen zwar, doch nicht heimisch
Ich denk an Afrika, immer ganz heimlich.

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Auf den Ladeflächen kaputter Autos lasse ich mein Haar mit dem Winde wehen
Lasse all meine Gefühle mit den Wolken gehen
Tanze mir den Arsch zugrunde im Dreck
Und Namibia macht einen neuen blauen Fleck
Sternenhimmelbreit
Ist es beinahe Abendbrotszeit
So schnapp ich mir meinen letzten Drink
Bevor ich in die Tür reinklink
Auf Straßen mit benzingetränktem Duft
Vermischt sich Brutalität mit Sonne dann in der Luft
Hinter jener Ecke ein bekanntes Gesicht, nur gegrüßt werde ich heut nicht
Denn you look different
Kann man wohl auch nur sagen zu wen man richtig kennt

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Wie die meisten Gesprächen dann absaufen.

Neulich habe ich mich mit einem Freund unterhalten, der ebenfalls schriftstellerische Ambitionen hat.

„Ich habe eine neue Geschichte zu schreiben angefangen!“

Zisch.

„Ah cool…“

„Ja, aber ich brauche noch einen Inhalt.“

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Ich warte.
Wie alle auf besseres Wetter.
Ich warte.
Auf ein größeres Leben.
Mehr Geld.
Den Nachtbus.
Verzweifelt suche ich an jeder Ecke, an jedem Ende; überall.
Und wie mich meine Hände ganz automatisiert zu den kleinen schwarzen Plastiktasten ziehen, so zieht sich die Nacht in den Tag. Schwebt die Melodie durch meinen Raum, setzt sich nieder und trällert mir ein paar ihrer schönsten Lieder.
Ein grüner Papierschnipsel zwischen meinen Blättern, von Schwimmreifen und anderen Lebensrettern. So viele Dinge, die mir die Augen geöffnet haben. So viel, das sie wieder verschloss. So viel was mich aufsog, so viel ich verstieß.
Denn mit den Gedanken, mit denen bist du allein- bringen sie dich um oder lassen sie dich unbändig sein?
Das mit dem seine Jugend verschwenden habe ich gut hinbekommen befinde ich grad als die aufgehende Sonne die Umgebung in orange taucht und der Wecker schließlich klingelt.
Endlich bin ich 24 geworden.

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Wie ich mir das vorstelle und was ich mir gedacht hab so.
Endet in der Sackgasse nach nirgendwo. Richtungswechsel einschlagen.
Aufhören zu klammern, jammern, klagen.
Die Lieder, die gespielt werden sind zu schön zum Sterben, zu schön um dran zu bleiben, zu schön eigentlich um alles nieder zu schreiben.
Werde ich am Ende Teil vom Ganzen sein? Die Nummer eins der Auswechselbank und alle Geheimnisse in meinem abschließbaren Kleiderschrank.
Habe Dank
An Mutter Natur, Airen und WLAN ohne Schnur.

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In Schweiss gebadet.
In Freiheit gesalbt und nebenbei noch mit meiner Vorstellungskraft gebalgt.
Verloren und Schach Matt. Doch natürlich nicht ohne dass ich als glanzvoller Sieger jenes Szenario verlasse.
In einer Welt in der
Sonnengläser Wassertanks treffen und in der Hosenbünder auch mal reissen koennen.
Ja ich sags dir, da geht es hin und her.
Doch warum suchen, hasten, fluchen tasten. Sich viel zu viele schwermütig an all die Sachen?
Elexier, Pulverfass, Tischdecke, Pheromon, New York Hardcore, unasphaltierte Strassen, Buchstabenfluss, Hunger und auch Umschlagplatz.
Ja wir sind Figuren zwar in dem Ganzen, doch das erst erkannt, können wir an unseren eigenen Fäden tanzen.

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Ich habe den Gold gerauscht, mich mit genügend Freiheit eingebauscht. Gefunden und entdeckt obwohl fast zu clever versteckt.
An einem Fleck Erde, den ich zu meinem Leben machte, fällt jetzt alles auf mich ein, kommt alles runter.
Meine Augen sind weit aufgerissen, doch nicht des Staunens wegen.
Nein treuer Gefährt; zu gegen.
Es hält die Fassungslosigkeit und zwingt mich in die Knie, kappt jegliche Optionen meines Agierens.
Ich will mich so gern wehren, wehren um der glückgeselten Zukunft.
Wehren für mich.
Doch Pazifismus.
Gewaltlos schliesse ich ab, schliesse meine Lider.
Der letzte Impuls ein ich komme nicht wieder, komme nicht zurück nach Haus, kann nicht, will nicht, darf nicht.
Sehe mich laufen, fliegen, schwimmen und fahren. Jeweils ein Zentimeter Erfahrungsschatz an meinen Haaren.
Fühle mich lächeln, grinsen, strahlen. Purzelbäume schlagen und regnerische Herbsttage mit Knoblauch verjagen. Fühle soviel und plötzlich finde ich zuviel fühlen gar nicht mehr entsetzlich.
Eher grundsätzlich.
Bin ich am Übertreiben immerzu, aber da passt meine Schreibkunst ja auch zu.
Vorlaeufiger Plan: Tasche packen und dann bedröhnt am Airport versacken, stempeln lassen und den Passport
nochmal fallen lassen.
Einsteigen.
Aussteigen.
Loslegen.

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Alles ruht und ich bin wach
Halte die Munterkeit in Schach
Ist der Himmel mein Dach
Ist die Sonne mein Boden
In einer Welt aus Blättern und Papier
Liebe und Verständnis
Wissensdurst und Kenntnis.

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Wenn nichts mehr fließt frage ich berechtigt womit der Gärtner seine Blumen gießt; womit mein Brunnen circuliert, womit sonst sich alles in delfinblauer Klarheit wiegt.
Denn zu viele Dämme schon gebaut, zu viele Endzeitdramen schon geschaut.
Wenn noch niemand ahnt wohin er will, ist die Bewegung dann schon still? Macht sie keinen Mucks, bringt sie keinen Thrill.
Ich dann zurückgelassen und chill.
Am Uferrand, am Meeresstrand. Alle Fischer um mich herum und die Kutter im Hafen.
Da unsere Empathie zu früh aufgestanden ist um jetzt schon zu schlafen.

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I told the lions: heute hasse ich euch alle. Dich, dich und ihn.
Nagellack. Manhattan. Meine ganz persönliche skyline; lotus effect.
Und die Suggestion verspricht Verführungskünste durch simples Bemalen.
Ich spreche heut mit keinem von euch. Gehe mich duschen und schon nur bei diesem Gedanken überkommt es mich mit Widerwillensschauern.
Vielleicht sollte ich etwas tun um mich selbst zu bemitleiden.
Magenschmerzen.
Und das nicht zu knapp; ich beschliesse das mit dem Duschen zu verschieben.
Lasst mich mit Bären kämpfen und Drachen besiegen.
Kettenrauchend zum Grossgewinn! Und dann feuer ich alle meine Zigaretten weg.
An einer Tastatur ohne Umlaute und esszet.
Umdrehen. Kopf zu und Augen auf.
Fünf Liter Cola und die offene Frage:

War es light oder nicht?

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Gras.
Ist alles überbewertet. Verschobenheit der Regelfall und die Hälfte ohne Wasser.
Sind die Erdbeeren schon am Reifen, dann Alter, schnell nach greifen!
Paprika und Tomaten. Ich nenne das Lebensstil man.
…aber wir sollten wirklich spätestens gehen, wenn Charaktereigenschaften auf Fragebögen stehen.
Licht.
Nein, nur das Badezimmer.
Mosquitostiche zehntelsekündlich und ich zerfalle in Stücke; in viele winzige Einzelteile.
Alle glitzern und spiegeln sich jetzt im Sonnenschein.
Es findet statt: Reflektion auf royalstem Niveau.

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Nach einundfünfzig Stunden schlafen gehen?
Unbefriedigend.
Meine Vernunft wälzt ihr Antlitz in Flammen, schlägt sich durch loderne Gebrände voll unbedenklichem Glück, kommt zurück und legt schützend ihre Hand auf mein Haupt.
Kommt ohnehin so Einiges zusammen. Von Discojüngern bis Gesellschaftssündern; alle sind sie plötzlich aufgetaucht in diesem farbenprächtigen Spiel aus Zeit und Raum.
Natürlich möchte jeder ein Stück vom Kuchen abhaben, auch wenn dieser nicht von Coppenrath & Wiese ist.
Kommt Zeit, kommt Rath.