Sammelwerk 2017 / erstes Halbjahr

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Ein Heliumluftballon am Horizont. Und ein Blick zur Seite, der meine innere Mitte sonnt. Dahinter verdunstet der Schatten und die vielen Gewitter, die wir mit ihm hatten. Lets walk on the sunny side. Die neuen Wäscheleinen sind gespannt, die Blicke am Fenster gebannt. Deine Schritte höre ich überall, Herzmuskulaturklopfen im Überschall. I took a deep watch at my heart and I take a deep watch at this hurt.

Ich schiebe die Zukunft hin und her. In die Endlosigkeit. Mit loops und auf repeat. Ist sie Alles, was es für mich gibt.

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Mein Heft ist das Einzige, was mir bleibt, wenn sich Hirn mit Herz verschreibt. Es treibt mich nach hinten, zieht mich nach unten, manuell und ohne helfende Hand- Treibsand.

In meinem Heft da werden Existenzen geformt und Antiregeln genormt, alles konform nichts, doch was ist mit der Schwerkraft des Gewichts, was mit der Lehre des Lichts, wenn es durch das Wohnzimmerfenster bricht?

Wieviele Überstunden beträgt der Nettogehalt dieses Gedichts?

Ich besänftige mich und die Straßenlandschaft in eingetauchtem Frühlingsgold, doch fühle mich eingeengt ob der starrspurigversetzten Verkehrsinseln auf meinen Wegen. Derart eingeschränkt, ja von all den Ordnungswidrigkeiten so schmerzhaft gekränkt. Allabendlich lasse ich mir Flügel wachsen um über all diese vorgefahrenen Straßen fliegend zu tanzen. Gibt es einen Prioritätenmesser um Wichtigkeiten zu schärfen? Es umhüllt mich stark:

Die jugendliche Zuversicht eines nie endenden Sommertages.

Frühe Alkoholsucht wird staatlich vorfinanziert, weil keine Berechnung aus Zufall passiert. Das Maß zur Eigenbestimmung ist deine nächtliche Gesinnung der rohen Botenstoffgewinnung.

Mein Heft braucht keinen Sprit, macht alles ganz ökologisch mit. Ist Handgepäck und mein allersicherstes Hinterhofversteck. Der enthaltene Schreibstil ändert sich drastisch mit hochgesteckten Zielen in 3D und superplastisch fantastisch Fantasie.

Zu viele Farben im Puls und zu alt für jemandes Schuld.

Umgeben von weidenden Feldern, auf denen Kometen landen und Wale stranden, versuche ich ohne Flugbahn zu landen, lasse mich fallen ohne Warnlichter. Der Horizont verschwindet im Feierabendrosa, die mir bekannter weise effizienteste Prosa.

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Ich habe in der hundertsiebenundsiebzigsten Nacht in Folge drei Stunden und zwei Minuten geschlafen, habe mich mit dem Ballast eines Jahrzehntes durch den Tag getragen, habe zum Abendbrot dreihundert Gramm Möhren geschält und sie neunhundert Sekunden köcheln lassen. Habe vom kurzen Wochenende am See fünfzehn neue Mückenstiche an den Knöcheln und vier weitere Höhepunkte mitgenommen. Bin gestern für sechsundzwanzig Taler und achtundvierzig Groschen einkaufen gewesen, mit dem Rest als Trinkgeldspesen für mein flüssig Brot ohne Tresen.

Ich bin die Börse ohne Geld, die mal steigt und eher fällt. Wenn ihr nicht gefällt, was alles geschieht in der dünnhäutigen Welt. Was dann wirklich zählt: dass der letzte Notschein nicht fehlt, wenn die nummerierte Zahlenfolge die aktive Buchstabenbegrenzung quält.

I am a lucky child.

Zuhause. Bin ich im neunzehnten erst angekommen, nach 31.000 Kilometern Luftlinie ohne Zielgerade. One way ticket und spontan ungeübtes Philosophencricket. Ich habe ein Leben und zwei Lungenflügel. Doch ist mir das Sehnen zu Dritt aller Fünf. Ich setze alles. Herztrumpf. 

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Ich ahne es schon den ganzen Tag. Und dann, dann trifft es mich und trifft es ein. In sich zum Bordstein neigender Sonne schreite ich auf eben Gleichem, schreite bedächtig romantisch aufrichtig, wandle zwischen alten Häuserwänden, trug einmal das Gold in meinen Händen, auf diesen Straßen. Nur ein paar Kilometer liegen zwischen gestern und hier, liegen zwischen burn the house down und mir. Nur ein paar Stunden gilt das Wir, stundenweise gefülltes Papier türmt sich im vollgestopften, blauen Container an der Ecke, als ich sie erblickend entdecke.

Ich bleibe stehen, aber ganz sanft. Keine Steine in meinen Knien, nur Wohlgefallen im Bauch. Fünfzig Sekunden werden in jener Tempodreißigstrecke zum Pausenknopf, werden in Nullkommanichts zu zehn Strophen Gedicht. Dein Gesicht. Ist abgeschirmt, aber kein Geheimnis für mich. Leg es frei. Und was es bedeutet, wissen nur wir Zwei.

Hinter vier schwarzen Gläsern sind wir uns nah für einen Augenblick.

Kunst.

Umgibt sie und zieht mich tief in das altbekannte Gemisch aus Herzschlag und fantastischer Vernunft. The story continues and continues and continues. Was, wenn alles nur so wie bei Truman ist? Capote. Kaputt. Nicht eine einzige Kamera fällt vom Filmsethimmel, doch ich stolpere über das bescheuerte Glück. Tatort. Satellitenschüssel. Der wilde Opel und die Blitze in meinem Kopf.

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Ein Flugzeug fliegt, irgendwo. Ich sitze nicht darin. Alle Straßen sind leer und alle Häuser weg. Ich schwirre durchs Urbane und sehe doch vor lauter Bäumen den Wald nicht ganz. Wenn ich verstehen will, wo ich mich befinde, muss ich mich in Bewegung setzen. Wieder einen Schritt nach dem anderen machen. Meine Füße, sie bringen mich an Ort und Zeit, meine Schuhe, sie finden den Weg für meinen Körper, finden die Buchstaben in meinem Kopf für alle unausgesprochenen Wörter. Meine Vans lassen mich erst hängen, wenn ich sie spät nachts abstreife und alles aufschreibe. Ich bleibe. Noch kurz hinter den sich öffnenden U-Bahn Türen stehen und fast wie ausversehen springe ich dann auf den Bahnsteig, in letzter Sekunde. Lesson learned: nur wer wagt, der lernt. Und earned. Und dass es wirklich nicht wichtig ist, welche von all den Türen man nimmt, solange man bedacht ist, wie man sie durchschreitet. Wir sollten beide jetzt ausgerüstet sein und genügend vorbereitet für dieses große, wundersame Ding, das niemand kennt und alle nur Zukunft nennen. Peng. Es gibt einen Laut und danach schlägt der Takt, kommt durch dein liebliches Singen in der Nacht zum allerletzten Akt. Höhepunkte passieren meistens nackt. Es gibt einen Menschen und danach passiert nichts mehr. Es gibt einen Menschen und der passiert dir ein Mal im Leben. Teen dreams versus Realität: im Erwachsenenleben ist es für gewisse Dinge schlichtweg zu spät. Es gibt zwei Menschen und die gehören zueinander. Biorhythmus. Schlafverhalten, Afrika, Unendlichkeit.

Die ersten Schneeflocken werden fallen, ganz sanft und unbedacht in einer heran brechenden, klirrendkalten Novembernacht. Du wirst sie mir vom Haare streifen, ganz sacht. Weißer Winter auf meinem braunen Haar, Jahr um Jahr um Jahr.

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Stille. Aber unheilig. Absitzen. Aber kurzweilig. Einseitige Zweisilbigkeit. Und mein Silberblick zum Horizont. Ich. Selbst. Gerecht. Genussecht. Geeicht. Echt? Ich. Allein. Geschlecht. Weiblich. Weinerlich. Verweichlicht. Verzweifelt. Ich nicht. Koloss Zeit flieht mit mir vor dem zu Zweit. In Zuckerguss gebadet perlen wir von aneinander ab, ohne herausgefunden zu haben, welches genau die Zutaten waren. Da ist noch Salzwasser auf unserer Haut. Da liege ich nun, zart und unberührt. Und zehre im Grunde doch von all dem, das sich mir entbehrt und dann auf trompetenumsäumten Brachland in mir gedeiht und blüht. Ich. Selber. Löse mich auf wie das israelische Parlament. Treibe zersetzt und aufgefetzt umher. Und kehre aus der Illusion heraus, ferngesteuert zu sein, in zwielichtige Spielunken ein. High five und 24/7 und auch der elfte September. Mein Alter Ego – In diesem Moment brutalster Ökofaschist. Die ausgefüllte Demontage an der nicht vollführten Demonstration. Liebe oder Kunst oder Hohn? Lediglich eins. Absorbiert. Schwachstelle Herz. Handicap Impuls.

Zurückgelassen in Ohnmacht kauere ich in der hintersten Ecke des einstigen Zauberlandes. Erst im Himmel, dann auf der Flucht.

Es gibt nur zwei Arten von Frauen.

Die Eine. Und alle anderen.

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Draußen rauscht es, rauscht es. In meinen Ohren mit deiner Stimme auserkoren. Rauscht es, rauscht es und rauscht. In mir. Wo ist der Rausch in dir? Draußen bauschen, bauschen, bauschen sich die Wolkentürme auf. In mir türmen Wolkenmeere auf. In mir rauscht es, rauscht es. Aus meinem Mund mit deinen Worten geformt. Raucht es, raucht es, raucht es. Aus mir heraus. Feuerspuckend stelle ich mich den Gegebenheiten und dem Grundverständnis meiner Selbsterkenntnis: Bin ich zu groß für die Liebe oder die Liebe für mich? Um mich schwirrt es und schwirrt es und schwirrt. Im Dickicht der Tunnellichter habe ich mich in der Unterführung verirrt. Hinten blinkt es, blinkt es, blinkt es. Hoffentlich gelingt es. In meinen warmen Händen halte ich dein Herz, in meinen Lenden unser Versprechen. Weit entfernt bist du, oh gefühlte Glaubwürdigkeit. Nicht festgesetzte Gesetzmäßigkeiten entbärgen ungeahndet von der emotionalen Pflicht. Unbeschadet, doch uns geschadet. Der Tobsucht ist es geschuldet.

An der Tür des guten Gewissens klopft es und klopft und klopft. Come in, coming age. You have been late, comin of age. Ganz nichts ahnend sind wir Trübsal blasend an den Rand des Machbaren geschwommen. In meinen pitschnassen Flossen halte ich unseren Zauber fest umschlossen.

Für immer ist mein Hoffen. 

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Reinkultureller Frischfrost macht sich an meinen Schuhen zu schaffen und legt sich bereits am jungen Abend trügerisch auf die warmgefahrenen Feierabendautos dieser Straßen. Meine Straße endet in einer Sackgasse und mündet am Kanal. Mein Freiheitsentzug ist plakatiert und hat bunte Wände. Man darf hier rauchen und rauschen, essen und schlafen wann man möchte, mal mehr und mal weniger. Man kann es deuten wie man möchte; es ist Auslegungssache. Mein augenscheinlicher Globus, das ist eine gut überschaubare Einmündung am hölzernen Steg des halbmittelständischen Bestehens. Eine Sackgasse hat etwas in sich Schließendes; ich schließe die Wohnungstür zum Mehr, zur guten Brücke, zur weichsandigen, letzten Bucht. Hier gibt es dekorative Fotos nebst frohlockenden Bändern und hübschen Verkleidungen an den Rändern, sowie gut sortierten Platten auf den Tellern. Zwar bin ich auf freiem Feld mit gutem Dünger und bestknospersten Voraussichten gewachsen. Doch scheint es, als gleiten heute nur noch Mauern und Wände durch meine kopfgesteuerten, immer viel zu vollen Hände. In einer viel zu leeren Metropole habe ich gesehen: es sind die Robben an der östlichen Mole, die wirklich springen.

You are free!, spring.

Winter. Wir sind. Und haben.

Fernweh, aller guter Grenzen nah.

So zieht es mich vorbei an zufriedenen Kühen und an Kleeblättern, die auf Butterstücken blühen. Pasteurisierte Sahne to go und auch zum Sprühen. Mein Deutschland ist das innerfeste Kriegsgebiet, in dem es zu viel Stillstand gibt. Wer stellt die Weichen und wer ist dergleichen unter dem immer Gleichen? Ich bevorzuge Striche unter dem Karierten und Streifen gegen die Resonanz, Askese und Tanz. Nach all den zapfenstreichigen Sperrungen im gelösten Narrentum bin ich da, wo ich nicht bin. Währenddessen, unter einer Sturzflut von Licht, erscheint der öffentliche Dienst zur Nachtschicht und am Bahnhof im nirgendwo/indie go dann die tränenreiche Erkenntnis letztkonstruierter Tage: Triebwerksstörung im Drüsenjet, die Apparaturen schalten selbstständig von hin auf her, im Batteriefach ist die Kopfzelle leer. Beim Soopersonderwunderhandel gibt es diese Sorte jedoch schon längst nicht mehr.

You are free, aber zu welchem Preis?

Die strombetriebenen Tafeln der innerstädtischen und überdörflichen Zapfsäulen jenseits dieses unbebauten Ufers zeigen hohe Zahlen hinter dem Komma und wieder komm ich ins Grübeln und Sinnieren- mogelnd gewinnen oder lieber hochhaushochstolz verlieren? In der Schleusenstraße Sieben dreht sich alles ums Leben und Lieben, dominoeffektieren und Joker wild umher schieben. Nichts ist echt. Und alles im vorübergehenden Schnitt endgültig.

Cut.

Zerschlissene Jeans sind ebenso wenig Indiz für Wohlstand wie SUVs und maßgeschneiderte Anzüge. Und Leute, you are free! ist eine temporäre, fette Lüge. Die Restflexibilität als Alternative ist meine jetzt zu startende, äußerste Chamäleonsuperlative. So gut und soweit brauche ich neue features und muss aufstocken, ohne Kohle in der Tasche und auf gebügelten Socken steppe ich aus dem Haus, ganz egal wohin, Hauptsache erst mal raus. Der treue Skoda springt nicht an und Schuld daran hat das Vergessen irgendwann. Der Kühlschutz muss her, bitte Motor, so kommet er! Die Wellen reißen sich um mich und diese Welt zerreißt mich. Demgemäß wird es dabei bleiben; mein Arrest, der ist begrenzt und nur auf ein Minimum vernetzt.

Ich lockere das Kabel zu meinem iPod, Wackelkontakt.

BABY DONT GROW UP: ITS A TRAP.

SAMMELWERK 2017 / ZWEITES HALBJAHR

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Aufstehen. Umdrehen. Kaputt gehen. Im Weg stehen. Durchdrehen. I get lost. Und auf der Suche nach dem Grund laufe ich eine Runde mit dem innewohnenden Schweinehund, er ist leinenlos, was nur ist mit diesem Vierbeiner los? Mit wackligen Knien und zitternden Händen beginnt ein Tag um tausend Geschichten zu schreiben, wird eingetauscht gegen Szenarios des variablen Varios und dröhnenden, schlechtfrequentierten Arbeitnehmerradios. Ein Tag, an dem das Alleine sein so sehr fehlt, dass alles drum herum nur so trist herunterfällt. Das Kleinkind in mir ist das Feindbild in dir und auf deiner langweiligen Party mit oberflächendeckender Konversation kann ich einfach nicht bleiben, Alter, jetzt mal im Ernst: ich muss schreiben und im Letternland wirklich viel, viel Sinnvolleres treiben. Get up! Und hinfort mit all dem Papperlapapp. Gib mir ein unbeschriebenes Blatt und ich gebe es dir übervoll und unter der vorgegebenen Zeit wieder ab. Dazu muss ich mich lediglich ein wenig verriegeln im modrig, matschigen Kugelschreiberwald, mich selbst verschütten im knackenden Gehölz, hier blüht er, der fotosynthetische Wortstamm, ja ich bin so stolz in meinem blättrig gesunden Unterholz und sende Grüße 2.0 aus jener fristlos fernen Basis, von der aus Alles für mich so unendlich nah ist.

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Die Pforten öffnen sich, ich verliere dich im Dickicht der Nachsicht trotz Nachtsichtgerät, weil die Mondsichel heut so ungünstig steht. Die Zimmer, in denen ich zu selten ruhe und zu oft raumraubende Dinge tue, habe ich verlassen. Betrete die Luft, die wir atmen und lasse die Laienwände hinter mir, auf die wir projizieren. Ich bin bereit mich zu verlieren, schon immer gewesen. Aber nicht dich. Schwinge mich mit letzter Kraft aufs Rad, mit Hitze im Magen und Blick nach unten, Blick durch die Brille, Blick nach vorne. Meine unbesohlten Füße auf den Pedalen, die ich ansporne. Mit dem Lenker durch das Land, mit Stiften in der Hand, is my body a strangeland und du mittendrin. In meiner Jeans sind hundert Löcher, mein Alltag sind tausend Abers und Döcher. Und wenn es so ist, dass alles, was ich will, nicht ist. Ist dann nichts, was ich habe, alles, was ich brauche?

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Jener Keim erstickt im Moment des Blühens, erlischt rapide in der Glut des Verglühens. Wut. Mein Impuls ist so gnadenlos; ich bettel‘ drum: so gebt mir doch den Gnadenstoß. Tausche Wasser gegen Feuerwerk und morsch gegen famos. Die Wilderness ist lost und wildy me is killing the last one, lost tree. Ein Buch vollgeschriebener Geschichten wird den Wald vor lauter abgeholzten Bäumen um mich herum lichten, in Form von formlosen Gedichten und die Gräser werden gezupft wie Harfen, denn gestapelt in wärmende Schichten sind sie bequem zum Schlafen bis die ersten Gleisbette quietschen unter rollend besetzten Frühpendlerbahnen. Jeder Zug zieht Zeug und es sind die Anzüglichkeiten danach, in denen ich mich krümmend der Schwerkraft beug, weil alles, was leicht ging, mich nun in tonnige Last verschlingt. Da, die Last! Um die Ecke kommt sie gedüst, auf frisch polierten Kufen, ey warte mal kurz! höre ich sie schon rufen, plötzlich kippt alles um und in mir ist es: wüst. Ich drehe mich um, erschrecke, da stehe ich, erst grad zweiundzwanzig sicherlich. Ich. War niemals wesentlich am Wesen vorgezeichneter Körper der Resonanzen teilnehmend, außenstehend bevorzuge ich seit jeher eher die Skizzen und das lange am Schreibtisch Sitzen. Heißen in Hitzen und beißen im Schwitzen, geschlossene Lider und ein geplatzter Traum von den Blättern, die die Welt bedeuten, gepatzt bei den lektorischlenkenden Leuten, Infekt und Desinfizierung gleichermaßen auf gleichem, bleibenden Raum. Vier mal vier Meter existieren hier mit tanzenden Gebärden und der Sorgfalt auf Mutter Erden. Ein ich trage dich auf Händen in diesen blumig duftenden, dreizehn Wänden. Die Zeiger ticken kurz vor Fünf und es ist Zeit, die Keimlinge mit Wasser zu gießen. Der letzte Kaffee ist dann aufgesetzt, wird mit Augapfel und Scharfsichtigkeit am späten Abend weitpupillig benetzt. Es ist der erste von Vielen während die Platten auf dem technics spielen; es ist das Ersichtliche im Samen des Subtilen, das uns unterscheidet von zu vielem, noch zuvor Labilem.

Die Zehenspitzen sind kalt, hier im lichterlosen, verblätterten Schreib- und Buchstabenwald. Tausche Harfen gegen Harken, mit denen ich beginne das Verjährte zu harken. Die Wölfe jaulen leise und kreisen mich ein, scharenweise. Ich schaue ihnen in die Augen, hebe meinen Bleistift, eine großmaulige Parole auf den Schreibpazifismus entweicht meinen müden Sprachorganen, der Rudel schwingt ehrfürchtig alphabettüchtig seine weißen Friedensfahnen, beruhigt kann ich nun aufatmen, in meinem selbsternannten dschungeligen Garten am Wald, in dem es vor Wolfsgeheule zum freundlichen Abschied nun lieblich schallt. Es beginnt zu tröpfeln aus den Wolken, wie gut, dass ich die blaugelben Gummistiefel trag‘ und das beschützende Opinel bei mir hab‘.

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There’s a hole in my heart – No, I won’t break your heart. Ich laufe unschlüssig umher. My young heart has been there. Lang blieb es aus, das Klavier in meinem Haus, das Piano, das überall und nie anderswo, die Flügel, die mir verklebt. Kurz ist die Zeit, die uns bleibt. Wir hören dasselbe Lied, doch heute macht es keinen Unterschied.

Ich wusste nicht, dass ich es nicht besser weiß, wusste nicht, dass ich es nicht wissen kann. Das ist höchste Rechenkunst mit zu vielen Variablen, zu vielen Unbekannten, zu wenigen Wegen, die sich auszahlen. Das Schmerzhafte an Qualen: dass alles wie im Film scheint, doch nichts davon wirklich überschaubar ist. Kein Stuhl, auf dem dein Name steht, keine Klappe, wenn sie zufallen sollte. Kein Text von jemand Drittes- ich ist kein anderer. Ich stelle die Requisite in Wänden, die mir ein zuhause geworden. Ich puste Luftschlangen und werde sie auch noch verhängen. Schreibe dem Nachbarn einen netten Zettel und gieße deine Blumen, streiche über eure Betten und schließe langsam die Türen. Bepacke das blaue Auto, schalte die Lichter an, sehe, der Tacho ist noch nicht am Roten dran. So fahre ich von weit her an der Elbe meinen Tank leer ohne vier Mal stehen zu bleiben, denn ich muss mich entscheiden mit dem Daumen oder beiden Fingern zu schreiben. Die Nacht umhüllt mich mit ihrem Gefieder, ich finde mich auf unbekannten Strecken wieder, möchte stehen bleiben, endlich stehen. I get lost all the time.

985 Kilometer entfernt sitzt sie. Schaut aus dem Fenster, auf die satten, grünen Hügel, über den Tellerrand hinaus. Sie sitzt. Zum ersten Mal seit Monaten. Ist da, genau dort. Das Fernverkehrticket zurück ist datiert. Außer, dass der Staub sich zersetzt und fällt, ist noch sehr vieles mehr passiert, doch wem trägt es bei, wenn es so bodenlos nicht mehr zu tragen ist? Außer, dass die Sonne sich verkrampft durch diese nassen Tage kämpft, das einfallende Zimmerlicht ankurbelt und dämpft, ist noch sehr vieles mehr passiert, doch wie kann man es festhalten, wenn alles drum herum an Fassung verliert? Die Richter haben ihr Urteil gefällt. Schuldig gesprochen, in allen neun Anklagepunkten. Lebenslang gemauert. Sie urteilen, dass man seine Unschuld nicht durch Geschlechtsverkehr, sondern erst durch die Geburt eines Kindes verliert. Fast eintausend Kilometer entfernt steht sie auf. Geht aus der Tür, der hölzernen, der letzten im Gang. 
Setzt ihre Füße, läuft. Und sieht das grünweiße, leuchtende Schild.

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Ein Löwe kämpft in mir. Ein Tiger schläft unter meinem Bett. Zu viele Affen auf den Schultern für zu wenig Zucker am Tag. Und klack und zisch: Die Beine unter meinen Tisch! Frischgeköpfter Fisch und Spaghetti Eis zum Nach- am sesamkörnerverkrümelten Tisch. Zusammenbrechen wenn alles zusammenbricht. Doch es geschieht einfach nicht. Nichts geschieht einfach. Einfach geschieht nichts. Blaulicht, Rotstich, Gründepot, Schwarzmalerei. Hinterm finowfurter Regenbogen vermischt sich alles zu schönster Zuckerwatterei. Letharnei. Eins. Zwei. Bis nachts um Drei und nassen Füßen lassen die Zugvögel grüßen. Mit Leim und Molotow bewaffnet gestalte ich das Ortseingangsschild um. It wasn’t me, ich war es nicht. Lumdidum. Immer vierspurig und zweigleisig mit dem dreifach Blinker im Gepäck: Boredom, watch your back!

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Unter noch nicht zusammengeharkten Herbstblättern habe ich die Skizze meines Sommers wiedergefunden. Im Laubhaufen des Lektorats habe ich sie zerknüllt herausgefischt, neu interpretiert und tastaturdigital aufgefrischt.  This might be a remix – so let us take time to remix it! Die wilden Gänse ziehen zügigen Tempos an den letzten Zugvögeln vorbei und die ersten Kerzen brennen dochtarm lichterloh. Schulkinder sind auf Pausenhöfen mitunter schadenfroh. Empfang mit dem Mobiltelefon hat man in ländlichen Gegenden kaum bis manchmal schon. Klirrendkalte, erste Wintermorgende erinnern mich an dich; auf die Lauer lege ich mich. Eine Fahrradspur und in die Rückbremse nicht treten. Oder doch kein Anhalten. Viel zu viel innehalten. Herzspalten. Süßholzhacken. Es sein lassen und es hassen. Füße fest auf den Boden setzen. Manifest auf dem Boden der Instabilität- und jetzt tief einatmen. Umdrehen. Nicht umdrehen! Und da ist es schon geschehen. Running for your request und ein Ablicht meiner Jugend. Vergnügt verstelle ich den Winkel meines Abblendlichts. Ohne dich ist alles nichts, flüstere ich dir hinterher. Doch da bist du nicht mehr; schon lange bin ich da nicht mehr, denn lange ist es her. In Dreierketten symbolisiert und schwach positioniert bekomme ich die fetten Jahre polarisiert. Alles rächt sich in dieser ungerechten Welt und die Volkswagen sind auf Umwegen. Opium fürs Volk! Und Hustensaftabhängigkeit. Die Unumgänglichkeit scheint der Deutlichkeit im Detailreichtum zuvorzukommen. Zuvorkommend öffne ich der älteren Dame hinter mir die Tür. Auf der Schwelle zur befreiten Seligkeit packe ich den Garten gedankenverloren und winterfest ein. Der Herbst zieht wehend durchs Vaterland und in den Bundestag ein. Die letzten Blätter in den Zweigwerken vor meinem Fenster zähle ich ab an einer Hand. An diesem Wochenende glaube ich nicht, glaube ich ob all des Glaubens in all dem Dichtens, glaube ich nicht, dass ich nicht nicht glaube. Glaube ich. Ein Würfel hat immer sechs Augen. Und als wir träumten, war der Stadtrand von Berlin die leergefegte Sinfonie eines Orchesters ohne Publikum. Sei es drum, denn lange ist es her. Und da sind wir nicht mehr, schon lange sind wir da nicht mehr. Märchenland und Utopie und tausend Fragen, die unerhört ans gegenüberliegende Ufer treiben. Ohne diese Antworten zu bleiben, größte aller Lieben, wir werden sie noch schreiben.