Sammelwerk Zweitausendsechszehn

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Die Planeten drehen sich schneller in der Langsamkeit meiner Physik und weit über die Grenzmarken zwischen Wort und Musik. Alles ist, wie du es sagst. Ein geprägter Stempel im weitreichend ausreichenden Tiefetälertempel. Lonesome werewolf in meinem Freistaat. Ich ziehe mir die Kapuze tief ins fröstelnde Gesicht und beschnellige den Weg in wärmenden Alpakasocken und kühlnasskaputten Turnschuhen. Das Licht im Hausflur schalte ich nicht an, zwar ängstigt es mich mal dann und wann, allein auf den Treppen zu später Stund, doch ist das Licht so furchtbar hell und ungesund. Ich betrete ein bestickertes Paradies im kanaligen Gebiet. Die Tür ist ins Schloss gefallen und Gott sei Dank finde ich an diesen Räumen Gefallen, denn je weißer die Wände, desto geknebelter die Hände. Der begünstigt bunte Gedanke hilft dem Transport und hilft, dass die gezähmte Blüte Früchte trägt an einem anderen Ort. Hinfort! Mit den Staudämmen, den Einmündungen und dem unnötigen Klemmen von Dingen, die nun aber wirklich nicht sehr schlimm sind. Ach was red‘ ich da; schwimm mein Kind, schwimm! Befrei dich aus Erde und Struktur, meißel dich lose aus deiner innerfesten Skulptur. Die Oberflächlichkeit einer nicht zu zermürbenden Struktur der Rillen außen und innen, und die groben Kratzer ganz tief drinnen. Die Platte springt und ich bin Spion ohne Umhang, Agent ohne Fernrohr, ein Spitzel ohne Wanze. Es ist brüchiger Boden, auf dem ich tanze. Ich bin ich, doch wer sind wir? Wo bin ich und ja warum?

I am the creator of everything! 

Verdammte Kacke, wie einfach alles früher ging. Ein kleines ungeahntes Zeitfenster öffnet Türen und lässt dreidimensionales Ziegelwerk das Gerüst neu formen und fühlen. Schreibdruck ist zu spüren. Die Süchte, die mich zum Bleistift führen. Roh ist dann der unberechtigte Augenblick, der entscheidet, ganz spontan. Und so stampfe ich meine Füße in den dreckigsten Grund, in den matschigsten Sand, zum derbsten Tanz, zum sexuellsten Rumgepose. Dicke Hose, dicke Hose. Ohne geht nicht, mit ist schwierig, doch angestachelt von zu viel alkoholfreien Tequila bahne ich mir meinen Weg, den Mittelstreifen zu diesem heißen Eisen, verlasse die Ladefläche und mache Boxenstopp. Meine Boxen sind topp, doch grasgräuplige Graupelschauer lassen mich erschaudern. Mein Herz pocht mir bis in den Unterbauch und zu wenig Zeit für zu viel Puls habe ich auch. Ich habe das Geheimrezept vor mir selber versteckt und mir dann aber wieder verraten, drei Mal darfst du raten: es war im Garten. Neun Leben, die du hast und über sieben Weltmeere musst du gehen.

Ich bewege mich in ruhend seerosiger Herbstlichkeit, denn die Pfiffigkeit als Solches liegt in der Natur des Strolches.

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Die Materien wie sie so geschehen und passieren tun dies nie aus Versehen. In der Vorstellung mit kraftkleisterstarkem Tendieren, befinde ich mich auf zwei, drei, vieren. Wohne in Papieren, lasse mich anstiften, bewege mich auf Linien, bin den Buchstabenketten verschrieben. Wenn die Dinge alsdann so passieren kann ich mich 1A A4 verlieren, das Blatt mit doppeldeutigen Phrasen plakatieren, kann die Leere studieren, kann mit dem Schneider durch die Zeilen flanieren. Apostrophen und lieblich gereimte Strophen treffen auf Erkenntnis. Schreiben ist nicht wo ich bin, Schreiben ist der Sinn. Hinter Lichterketten und abgebrannten Zigaretten werde ich meine nummerierte Bleibe verwetten, welcher Umlaut kann mich hier schon retten? Zwischen fiebern und Fibretten, zwischen Tanzbär und nach Hause steppen. Die Freundlichkeit liegt immer im Ermessen des sich Freuenden; von daher wähle ich Konsonanten und Vokale wie Staungaranten und Pokale, aufpoliert und szenisch einstudiert. I am human und von Amtswegen menschlich enttäuscht, die Ziellosigkeit meiner Gegenwart macht kinderleicht zu hammerhart, großes Kino ohne Leinwand. Ich bin der Sprache verbannt, schalte das Radio an und es erklingt: Frankie- der ohne Gnade für mich schmettert und swingt. Doch ich kann die Fülle nicht fühlen, beginne alles Entstandene mit Tintenkiller herunterzuspülen. Spielen. Spielend leicht verfasse ich mit ernstzunehmender Kreativität das Wirken von Vielen. Viel ist Pflicht, an solchen Tagen Himmel und Licht.

Die letzten sechsundzwanzig: Ich bin füllfederhalterdicht.

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Mein Kopf fällt ab, ich bin ohnmächtig. Ich bin kopflos unterwegs für ein gefühltes Jahrzehnt. Schlagzeug, Saxophon, alles ist dumpf um mich herum und eisgekühlt. Am glasfrontigen Fenster weit über den weihnachtlich glänzendgeschmückten großspurigen Schnellstraßen dieser Stadt stehe ich. Ziehe erwartungsvoll an einer Zigarette oder etwas Ähnlichem. Die Menschen auf der Straße eilen, schweigen, grämen, trödeln. Gäbe es keine Kinder in diesem von kunstvoller Apokalypse geprägt urbanem Bild, es wär‘ eine Tristesse. Ich befinde mich im stillschweigenden Ruhemodus, abgestellt bis auf weiteres. Gedanken strömen durch meinen ausgelaugten Leib. Die Nachtstunde und ihr ungesunder, restlicher Verbleib. Das Leben sitzt in meinem Unterleib. Ich werde müdigst gebeutelt in jede neue Sekunde geschaukelt und finde mich nicht mehr so recht wieder in diesem punktlos wechselnden Gefieder. Es sind zwar gewohnte Kostüme doch unter rotierend verschiedener Besetzung. Sorgsam beobachte ich: keine Vernetzung. Ich fühle mich: abgehetzt. Ich springe umher zwischen phlegmatischer Vehemenz in konstanter Konsequenz mit träumerischer Tendenz. Ich könnte durch diese Selbstgestaltigkeit ja mächtig tief und mächtig heftig fallen, könnte auf den Boden der Tatsachen knallen, mein Selbstwert würde sich beschweren, echoieren und schallen.  An der besten Stelle im Track reißt das Akkukabel heraus und ohne Ladekabel funktioniert er nicht, dieser mit Stickern beklebte Laptop ohne Maus. Ich kraxel hinter den Holzklotz auf dem er thront, schaffe es gerade rechtzeitig wieder zu verbinden, alles Roger, over and out. Ich führe zwei Leben und baue mir ein drittes, baue mir ein Nest, baue mir was auf, das grünt und gedeiht, baue an dem Einklang der  Zweisamkeit im Fünfvierteltakt. Es hakt. Nur ab und zu. Ich schnüre mir die abgelatschten Schuh und die meines Kindes gleich dazu. Draußen weht es mit kühlen Brisen voll bedeutender Geschehnisse. Die von denen man nicht ahnt, wie groß sie werden. Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts. Die Realität als sicher abgegrenztes Außengelände gleitet mir nun plötzlich unbeholfen durch die pitschnassen Hände. Zwischen Tiefseeglücklich liegt Angst und Ende. Meine Augen öffnen sich zu dem Rhythmus deines Atems, ich bin erstarrt, gebannt, geerdet. Ich bin Erdbürger und noch viel mehr, Schildbürger mit abgelegter Rüstung. Heute bin ich freier Fall von der ein Meter Brüstung. Halber Boden mit verknüpftem Geflecht, noch mehr Verknotung wäre mir recht. Nach erfolgreicher Verkettung bestreite ich mein vormittägliches Dasein und sitze ab: philosophisch grenzwertiges Papperlapapp. Die Entscheidung kommt herbeigeflogen, durch die geschlossenen Fenster kann ich sie hören. Sie setzt sich auf mein Essen zum Aufwärmen und möchte mir erklären, dass ich eine Wahl nun treffen muss. Ich sage nein, nein, gleich habe ich Feierabend und dann kommt auch schon der Partybus in die Hauptstadt meines Herzens, allen Ernstes! Entscheidung, um mich musst dir nun wirklich keine Sorgen machen, alle Sachen, die mache ich mit Bedacht. Und liebe Entscheidung, Entscheidungen machen keinen dollen Spaß, du ich sag dir das, ganz in Vertrauen, du solltest jetzt besser nach vorne schauen. Ich glänze hier ganz ohne dich, alles, was ich will, liegt neben mir. Das Leben fließt, ich lasse es und bin nicht hinderlich. Ein neuer Hort, ein richtig wahrer Rückzugsort. Mein zu Hause ist Heimat, mein zu Hause ist nun ihres geworden. In meinem neuen Bloghouse sitze ich und werfe mit Hölzern, ja da kann ich stolz sein. Beziehe unbesiedeltes Land, ziehe fester und fester an meinem ledriglettrigen Band, ziehe radialesk an den Urzellen in meinem graugrünen Verstand. Es gibt nur ein Mehr am Sand! Ich nehme ihre Hand und mache unser Leben zum Abenteuer. Mein fünftes Element neben Wasser, Wind, Luft und Feuer.