Sammelwerk Zweitausendfünfzehn

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Ich bin schläfrig und so gebe ich mich der Schläfrigkeit hin, verfalle in Lethargie und monotone Couchmanie. Ich bin schläfrig und so gebe ich mich des Wohlwollens hin. Hochschreckend schockiert ob meiner eigenen Vergesslichkeit und dem damit hausgemachten Problem stelle ich fest, dass ich nicht weiß, was ich hier eigentlich mache, denn schlafen, nein das war mir nicht im Sinn. Ist es doch das Bin, das reizt an der Nacht, das kopfnickend und farbig macht, das befreit und Freiräume schafft. Das riesige Loch, das mitunter zwischen dunkel und hell klebrig klafft, lässt mich schlafwandlig ummantelt zum Zielpunkt des Etappensiegs tanzen. Im Morgengrauen rafft mich das Geschaffte in ein paar seichte stunden zarten Ruhens dahin, bis ich erneut im Tageslichtmodus bin. Das Befinden unter Gleichgesinnten verschwimmt nach hinten, je früher es ist und so ist immer die Tagträumerei nur noch schlimmer. Auf den Raketenkörpern der unangenehmen Realität verlasse ich diese Räumlichkeiten und fliege auf den _allesglänztplanet. Die Töne bauen sich vor mir auf, zugegeben, mir geht viel im Kopf herum derweil. Gefiltert durch Klänge, die unvermittelt ungestottert, die ohne Begriffsstutzigkeiten, die melodischer weise meine Gedanken leiten. Settle down, sitzen ist eher geht nicht bis kaum, lay down girl!, und wir werden weiterschauen. Die Explosivität der Vertrautheit vermittelt den ungetrübten Eindruck intimeren Belangens. Befangen fragend trabe ich labend durch verschneite Wälder und treffe auf menschenleere und dafür sonnenüberflutete Felder. Derartig interaktive Reaktionen finden statt: nicht in der Stadt. Die vollgemalten Laternen des großen ziehen sich wie ein roter Faden durch meine Nervenzellen, immer frohen Mutes an den nächsten unbeleuchteten Eckpfeiler zu prellen. Ich bin prädestiniert für Geschehnisse fernab der situativen Bündnisse, liebe melodramatische Bekenntnisse, liebe uns im Gesamtpaket, liebe dich bis es gar nicht mehr geht. Ein beiläufiger Blick zur Uhr verrät: es ist spät. Wir haben viel vor; Welt am Draht, Welt am Ohr, Welt verdreht. Mission completed: Highmatplanet gefunden.

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Feinkörniger Staub zersetzt sich in tausend atomare Einzelteile, zerspringt nach einer kurzglühenden Weile, klagt nicht groß, blüht noch einmal kurz auf, verschwindet dann, adieu. Es mischt sich Traum und Realität, es mischt sich 0815 und was sich eigentlich nicht versteht. Ich stehe vor dir und die Uhrzeiger verschwimmen tickend, die Beweglichkeiten werden zuckend. Es trug sich zu an einem dieser wundervollen Morgene, wie sie nur im Jänner passieren können. Die Straßen Blitzeis überzogen, proppevolle Mülltonnen und, Tannenbäume in leicht welker Bräunung, Raketenreste und leere Getränkestiegen; alles seit Tagen liegengeblieben. Es mischt sich wohlgesonnte Vorfreude dem Neuen und Gefühl des abstrus Vergänglichen. Mit dem Mondlicht tanke ich Kraft in den entlegensten Muskelecken meines Körpers, lade mich auf mit skurrilen Gleichnissen, verschwinde für die eine oder andere Nacht, bis meine Stimme endlich wieder zum Reden erwacht. Dann schaffen nebeldurchkreuzte Felder eine Freiheit in mir, eine Gültigkeit im Hier. Der geschehenen Sekunde ist die Gegenwärtigkeit geschuldet; mit vollem Bewusstsein auf weißem Papier. All diese Eindrücke beuteln und würfeln herumliegende Sachen, sortieren und prüfen herrenlos Gestrandetes. Ich habe lang noch am Schreibtisch gesessen und ausgerechnet: Am Pegel der flüssigen Liebe gemessen wäre dächerhohe Flut, wäre Wasser dicker als Blut. Ich bin überfordert mit den Dingen, mit den Fesseln und den Schlingen. Revoluze yourself, heavenly as hell. Mit offenen Armen und Auflehnungslust in den Gedärmen greife ich nach den Sternen, an den nächtlichen Streben klettere ich empor, verlasse hiesige Gefilde durchs Golden Gate, durch das güldene Tor, finde mich wieder, sitzend am Steuer obwohl ich nicht sollte und habe genau das bekommen, was ich wollte. Ein step, zwei steps, ganze stäv. Go and get it while its hot.

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Universum kontrovers, Vers für Vers ist die Spule verspult, ist der Schreibraum unbestuhlt. Bei hartem Brot für weiche Kunst ist reality nicht schlecht, wird sie denn dem innermenschlichen Anspruch gerecht. Ich spreche es an, trete an die Mutter Eloquenz  heran. Zwischen schattigen Bäumen und mondumspielten, selbstgestrichenen Zäunen leuchtet in der Ferne: Euphorie und Begierde für den Moment in der Sekunde, lächelt der Hohn nur einer Stunde. Alltagsmodus. Augenringe. Reset. Fensterheizung, Tabakflash. Wellen aus Aphorismen und bläulich kraftvollen Prismen sorgen für ein Wärmegefühl im Magen, das Appetit auf mehr und Hunger nach dem Wesentlichen macht. Die Tage werden nicht mehr wirklich kalt, der Kragen scheint geschlossen schon für Wochen; wir haben uns lange nicht gesprochen. Farbig wird es und explosiv, dreckig und intensiv. Im Unsichtbarkeitskostüm schnalle ich mich an, lege gleich den zweiten Gang ein, starte die Maschine und hebe ab mit Rückenwind, immer dem Bauchgefühl nach, geradewegs westwärts gen soulfood village. Ich hebe dann immer so ab, so wie mir der Sinn grad steht, so wie ein Kind, das gerade zum ersten Mal auf den Rummel geht. Ein Prosit auf das neue Lebensgefühl! Da die Sonne nebligst wiegend am dächrigen Horizont unsere Gemüter gutmütigst sonnt, tue ich jetzt, was ich vorher nicht gekonnt. Hab Dank, zweinullvierzehn, dass du vorbei. Hab Dank an mein Auto, hab Dank an Noten und Tastatur. Das hier ist Gegenwartsliteratur. Spannung pur. Outer space. Innerorts wie anderswo. 
Cheers! 

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Ich bin künstlerisch umgeben von mehreren Künsten in meinem Leben, kann mich ergeben zwischen Bass und Streben, Transparenz in schwereloser Dekadenz. Ich renne aus dem Haus, doch nicht in Eile; in wohlbedachten Schritten schreite ich voran und mit mir eine morgendliche Ahnung, mich beschleichend wunderherrlichst. I am free, free for poetry. I am free, free for asymmetry. I am free, free for le eternity. Mich überfällt wohlgemute Ohnmacht in einer Fülle der Unendlichkeit. Schaue ich zu dir hinüber, bin leicht drunter, bin leicht drüber. Die Überschwänglichkeit ist spürbar. Schüchtern beschämt schiele ich zu dir, die Hemmschwelle an dieser Stelle. Getrieben von sehnsüchtigem Schwelgen muss ich mich verneigen im umgedrehten Uhrsinnzeiger, zeig mir Unsinn, zeig mir, wo wir uns sind. Sinniere dem Zeigen des Zeigers, des Hektikverweigerns. Halt die Welt kurz an, stopp und ganz still. Hör, wie deine Lunge sich füllt und sieh, wie sich jedes einzelne Blatt hier bewegt. In den Lüften der Verhängnisse sind unumgängliche Umgänge, wir verketten, verstricken, verhaken uns; es macht rums. Nur in meinem Kopf, da läuft dieser Film, in die Realität übertragen mit Filter und gerolltem Papier, nein nicht nur ich hier, allerorts und überall auf dem gesamt erdigen Ball. Der freie Fall. Schweißperligst rinnt es meine Schläfen entlang in ungeahnte Häfen, versteckt auf einer Bank im Sand und einem Schatz, der tief verbuddelt. Altgold steigt güldend empor, das war davor und doch nicht so lang her, ich trieb umher ohne Segel, ohne Ruder, ohne Schwester, ohne Bruder. Schilf um mich herum, ein Meer aus Schildern drumherum, ein leiser Klang vom Ufer und wie ich den Weg zurück dann fand. Umgeben von lieblichen Tönen, callin‘ from far away, umgeben vom Sonnenschein im selbstgebauten Eigenheim. It was you, all the time! Ich höre mich lachen, lechzen, schreien. Ist das wirklich?, nein das kann es nicht sein. Ab kurz nach sieben treiben in mir die wildesten Fantasien, ich beginne im Bildreichen zu schwadronieren, ein Saxophon zur blauen Stunde, im grünen Karussell eine beschwingte Runde, ich bin konsumierender Kunde. Habe Recht auf Freundlichkeit und Kaufkraft ohne Willen. Um Himmels Willen, wie kann ich nur wollen, was die anderen sollen? Im Wohlwollen und doch bestimmt, bin ich alsbald auf Gerechtigkeit getrimmt. Der individuelle Glaube unter demoralisierender Haube; ohne mich, ich bin hier raus. Packe CDs, Kind mit Kegel, fülle den Pegel. Ölstandcheck, Bargeld gebunkert, Atlas auf dem Sitz, gleich sind wir weg. Als letzten Stopp halte ich vor deinem Haus, hole dich ab, wir verlassen Land in Saus und Braus. Auf dem Rücksitzt schläft die Zukunft, neben mir die zauberhafteste Gegenwart, beinah erstarrt in Glückseligkeit kehre ich ins Neue ein und wusste nicht, dass es das wirklich gibt; liebes Leben, ich bin verliebt.

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Mein zu Hause ist das weit weg. Mein Mond, mein Mut, sternenfunkelnd hinter all dem Normalen abgedunkelt. So kann das nicht weitergehen hat man gemunkelt und hier!, hier kommt der Gegenbeleg: die Dinge sollen so sein, weil die Dinge sich immer richten und die Dinge gewichten auf anderem, noch Spannenderem. Ich putze mich raus und büchse aus- it has never been that close to that little trip to heaven. Auf der Autobahn mit 150 Kilometern pro Stunde, KO in ungezählter Runde. Mit leerem Tank und halben Scheinen auf der Bank fahre ich den Komplikationen davon, ein weiteres Mal und ein weiteres: was macht das schon? Panisch viel zu schnell gesprochen und viel zu hektisch aufgebrochen. Ein Trauerspiel im vorletzten Akt, ein Vorletzter sagt so hätte er es kommen sehen; ich persönlich kann das jedoch nicht verstehen. Voller Unverständnis dann und wann klopft es mir auf die Schulter und schreit mich an: du fängst doch verdammt nochmal gerade erst an! Und es reißt mich nieder bis auf alle Glieder, auf allen Vieren versuche ich mich zu buchstabieren. Ich beginne zu sortieren. Verschiedene Ausführungen zu probieren als ewig langes zum Wohin tendieren. Kontrollierend der Gefilde wegen bin ich plötzlich in deinen Straßen zugegen. Mecklenburg Vorpommern im Regen, welch ein Segen. Großartig famose Stunden stehen uns bevor, bescheren uns offene Münder und ein weit geöffnetes Ohr. Wir steigen empor, ohne etwas zu verlieren, was ich nicht schon verlor. Leg deine Konzentration auf die Schienen der Unmöglichkeit, reise weit, leg alles in die uns bekannte Schönheit. Mache vor ja nichts Halt! Deine Wohnung ist mit unserem Leben gefüllt und mein Leben ist eingehüllt in glasklaren, zuckrigen Dunst. Wider der Vernunft. Freundschaft ist: monatsmitte mit halbem Auto 235.000 Meter zu dir zu fahren nur um Telefonkosten zu sparen. Nur um beisammen zu sein. Tabula rasa rein.

Ungeduschter Weise tapse ich dann barfüßig leise durch deine Wände, über dein Parkett, schlittere über deine Gleise und ende in deinen Armen. Meine Adern sind bludurchströmt, wärmegepumpt. Meine Augen brennen bis zur Unbrennbarkeit, unsere Wesen formen sich zur Unendlichkeit. So wie wir hier stehen, so stehen wir für immer.

Glanzmomente voll menschlicher Monumente, nonverbaler Valente, Regenbögen und Tränen danach durchstreife ich rollend den sonnengeschwängerten Asphalt innerdeutscher Schnellstraßen. Und ich lass‘ sie alle rasen, schinde Zeit, halte um zu grasen, verschwinde in Utopiablasen. Mein Konsum über alle Maßen. Strange things happen. Da waren Elvis und James Dean, die haben mir für eine Nacht ihre wohlwollende Arroganz geliehen. Der Bass setzt ein.

Je suis Individuum. Im halb abgesicherten Modus.

Ich lebe. Ich atme. Ich liebe. Zum ersten Mal.