
Toad // 2021

Toad // 2021

Kyle Broflovski // 2022

2022 // canvas_acryl_20x20

2021 // canvas_acryl_aquarell_30x25

Februar 2022 // canvas_acryl_30x25
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Unter einer Regenplane plane ich rege die nächsten Manöver nach dem altvertrauten Prinzip: hangover. Over and out- George Orwell hat es damals schon durchschaut. Die Ware Mensch wird mit Billigflügen über den halbzerstörten Erdball geschickt ohne Kerosinsteuer, aber einer Handykamera an Bord. Bescheuert, wer das noch alles mitmacht ohne sich selbst zu hinterfragen oder seinen mit Sprengsatz detonierten Koffer sich selber hinterherzutragen. Der Geoglyph macht alles ganz antiautoritär und beschert konzeptionelles Zerwürfnis sowie gleichzeitig gesellige Betäubung. Zentrale Zerstäubung verkohlter, wild zerstreuter Zündhölzer. Radaralarm, Alarm, Radar! Rar wird rar, denn der Mitmensch als Solches hüllt sich in Schweigen und die Möbel in Staub. Zeit tickt dann im Gleichstrom der Nachrichten, die man sich nicht schreibt.
Ein leerer Geschmack im Rachen und der Mundraum wird taub. Es legt sich Unterschwelligkeit auf die belegte Zunge und fördert latent die Bildung weiterer Stippchen fürs bestehende, vorgaukelnde System. Und ist es am Ende nicht auch genau das- alles wie ein nie rosten wollendes Wellblechdach? Standing. Still. Sleep. Salvation. Konfektionsgrößen, in die wir gerne passen würden und eine Handvoll Konfetti, das wir in verdieselten Lüften verprassen. Wirtschaftsunternehmen und solche, die es noch werden wollen gehen mit schmaler Besetzung auf Haifischheuschreckenfang in unseren unsteten, urbanen Gewässern. Doch auf dem Grund gehen können sie dem Ganzen nicht, da nur noch Plastik auf ihm zu finden ist. Was ist, wenn am dicken Ende gar nichts mehr da ist? Alles uns Bekannte ausgesetzt zur Frist. Ich sehe, wie du dann noch rasch ins Yogastudio rennst, obwohl du damit den Bombenalarm über der Stadt verpennst. Wie du schlafen gehst, obwohl kurz vor den Landesgrenzen schon gar nichts mehr geht. Kommt alles nicht heran an dich, wahrer Mensch, weil du die Dinge schon lange nicht mehr beim korrekten Namen nennst. Algorithmen und Anglizismus prägen deinen Alltag, doch mein voll gedriptes, digitales Tagg schreibt sich über den Wohlstandssozialismus hinweg.
Dreckige Hände werden geahndet und gerohrstockt, so lange das Fegefeuer im Herzen noch zu offensichtlich brennt. Future ist die Zukunft und wir doch Alle nur erzogen zu einer widerwilligen Vernunft. Symmetrie und Antichemie. Twentyfourseven. Syndikat. Sinn im dichterdesolaten, deutschen Staat.
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Haifischbecken. Sorte Romancier mit Sozialindikator als Bonus. Vokabelfeuer entfacht immer dann, wenn ich mich selber anzünde. Kurzzeitig erholsamer Schlaf, bis ich schweißüberlaufen neben dem abgegriffenen Synonymbuch wieder erwache. Ertappe mich selbst im Schafspelz, lonesome wolf in the middlish night. Ohne Hintertürchen und ohne slash, einfach anti dem Flash. Copy and paste. Unlucky mastermind und mighty wanderer. In der Welt da draußen wird wie selbstverständlich bei aufreißender Wolkendecke die Wortlosigkeit zementiert und in Zeilenumbrüchen halbiert, wird gefesselt, wie versehen, wird mit Konsenslosigkeit umsehen. Future is leaving long before you know. Und der Kontext wird zu Gunsten der bewusstlosen Eile phrasenmetaphorisch und perspektivlos gequält übergangen. Schachtelsätze und Buchstabenschlangen haben zu Recht, sehr berechtigtes Bangen. But I am not there. Und ohne mich. Mit Überzeugung ablehnend und aus Überempfindlichkeit alleinstehend folge ich der tiefen Intuition des Abstraktum. Und da das Chaos des kreativ Verwirrten immer auch tales of another direction aufzeigt, erblicke ich schließlich mit verschobener Sicht das strahlende, dritte Auge am regenverhangenen Horizont, als ich mit meinem zugeknoteten, quadratischen Stofftuch an einem starken, zurecht geschnitzten Ast über der linken Schulter baumelnd durch den sandbedeckten Slalom der Antwortlosigkeiten pilgere.
Zu diesem Zeitpunkt sind die dazugehörigen, großen Fragen in meinem Gedächtnis längst schon in Vergessenheit geraten. Im Orchestergraben meines eigenen Garten Lebens zu graben; Garten Eden für den Privatgebrauch auf einer Sinnessuche nach dem Strang, der Existenzrecht unterstreicht und für das nihilistisch gute Leben reicht. Lebendig sein, auch wenn die Vorherbestimmung auf leisen Sohlen stets und stetig und unsichtbar nur ein paar Maßeinheiten hinter uns schleicht. Schieflagige Kreisläufe durchbrechen und Ecken mit Kanten erschaffen. Sich an diesen zu stoßen, ist architektonisch unvermeidbar in Gebäuden mit Solarzellen auf dem Dach, nur auf die Deckenhöhe kommt es an und wie weit die Stirn den Sterngefilden zugerichtet ist. So ziehe ich es vor, meinen Kopf ganz azur lieber unter offenem Himmelszelt zu verwalten. Musisch an der eigenen Menschlichkeit zu schleifen, bis auch die letzten Späne gehobelt sind. Beträufelt vom späten Glück sitze ich auf den Klippen Sardiniens und schaue in die blutrotuntergehende Sonne hinter den letzten Wellen meines europäisch geprägten Wohlstandverstandes. Dream Pop für den inner Beatnik. Die Vokale und Konsonanten stehen fallend mit der Rhetorik, dieser auszuführenden Symbolik mit erdrückendem Zeitverlust im Genick. Wem gebührt dieses Glück und wem nur das Geschick?
Mir steht die Wortwahl frei, doch nicht der Ort, an dem ich bin.
Eine schwere Identitätskrise wirft ihre Schatten und treibt mich ohne Vitamin D in den sich niederzuschreibenden Zwiespalt. Ohne das dritte Auge und Bella Italia, ohne gefüllten Orchestergraben und Fenster zum Hof bleibt mir nur die melodiöse Erinnerung als überdauernder Sinn. Prosaischer Abstand zu Verlust ist kein Gewinn.
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Über brüchiges Eis tanzen und andere losgelöste, unverhältnismäßige Diskrepanzen zwischen Respekttosigkeit und Toleranzen. Schulranzen und Zuckertüten und Tüten voller Einkäufe, die man eigentlich gar nicht bezahlen kann. Tüten vom grünen Mann und alles andere Papier dann in die blaue Tonne rein. Mitten am Tag bricht die Nacht über uns herein. Aus meinem Fenster in Neukölln höre ich den Katzenjammer bellen. Dream dance Hawai und eine gefüllte Waldbühne. Die beste Band des Universums und die Struktur des Schreibens. Aufzeichnungen eines Innenseiters. Die Hermannstraße im kindlichen Stillleben: stilvoll mit Kindern leben. I am not there. Mit Flügeln am Boden der Romantik kleben. Zwischen Sonnenblumenkernen und zu funkelnden Sternen. Some girls are bigger than others. Die Chronologie einer Zeitreisenden bedeutet sich zu entwaffnen und komplett zu enteignen mit den Euren wie mit den Eigenen. Ohne Gepäck und mit Übergewicht, zu bepackt und ungeschützt vor dem Bundeslandgericht. Die Chronologie einer Zeitreisenden ist ohne Sendungsverfolgung oder geschützter Behausung. Interpretation als nicht anerkannten Lohn. Und das Recht auf Meinungsfreiheit per Artikulationsamputation.
Bitte schreiben Sie in Druckbuchstaben. Duplikat und Kopien zweiseitig bedruckt. Persona non grata. Ich. Mittendrin im Dickicht. Und Elliott Smith. Papierflieger. Senkrechtstarter . Die Realität ist ein höchst unzuverlässiger Aufenthaltsort hat man mir gesagt und ich hielt mich daran. On the run, run, run. An sich auflösenden, mich zusammensetzenden Plätzen und dabei viel zu hastig verbalisierten Sätzen. Taschentücherfetzen. Denn outer space ist immer auch von innen heraus. Und Angst essen Seele auf. Vor Toilettenkabinen und welche davon wirklich dazu dienen, auf diesen feuchten Wegen. This is the time.
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Die Melancholie ist schon da, bevor ich es bin. Der große Fluss am anderen Ende meines Heimatlandes; Heimat, wo bin ich gestrandet? Brandenburg ist eine Wüste. Polen ist Juwel und hält die Weltwirtschaft in Schach. An der Elbe schlagen Herzen und warten Schaukeln. Mit Zigaretten, die nicht hätten sein müssen, aber gut geschmeckt haben. Hinter dem Sonnenaufgang am Deich wartet unsere Zukunft sogleich, lass uns noch hier bleiben und ein bisschen gute Geschichte schreiben. Niemand wartet auf uns und wir sind noch mal jung. Kaputter Auspuff und Luftballons aufpusten. Und Kabelbinder und Draht und Dosenbier ohne Korb am Schnellstreckenfahrrad. Zehn Jahre Später. Klarsicht. Vierhundert Kilometer entfernt. Ist es die gleiche Erde, aber eine andere Scheibe, die hier ihre breiten Grade für mich bereit hält. Windfänger und Hundezwinger, Strandkörbe und Bienennester. Feiern, wie die Feste fallen. Get Up Kids im Vollrausch auf dem Rücksitz nach Nirgendwo. Strohhüte und Bierbäuche. Unwillkommene Gepflogenheiten und fernweltliche Bräuche. Verweigertes Gebiet. Alles auf Eigenverantwortung, das hier geschieht.
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Was bricht sich an einem Gedicht, wenn man es in ein strombetriebenes Gerät herein tippt? Was bedeutet es zu sehen, wie man die Buchstaben formt zu dem, was einem auf dem Herzen brennt? Ein zerknittertes Heft voll zusammengesetzter Zeilen, die vom Dichtertum weilen. Dichter tun. Sich Schriftbild und Schutzschild zu Aphorismen unter mondscheinigen, sich brechenden Prismen. Ich habe die Kugelschreibermine herunter geschrieben und das nächste Büchlein gefüllt, habe verloren und habe gesponnen. Worte zu gewinnen bedeutet das Danach gewonnen.
Zwischen Kurzwaren und Langstrümpfen bewache ich ihre Träume Nacht für Nacht. Mit meinem Platzpatronengewehr stehe ich am Fußgängerwegesrand und blicke vorbeifahrenden Anhängern hinterher, auf denen mit Mindestgeschwindigkeit die Zukunft transportiert wird. Future me is killing me. Doch fernab dieser motorisierten Kultur feiere ich jeden Tag aufs Neue: Den Tag aufs Neue. Oh, wie sehr ich mich des dichter Tuns freue.
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Spät abends, beinah nachts, schleiche ich die Treppen hinunter. Die Tür fällt leise ins Schloss und ich mache einen kleinen Sprung in die kühle Winterluft. Die Reifen sind aufgepumpt und der Rucksack geschnallt. Klebend befestige ich mit aerosolverleimten Händen Mosaiksteinchen an herrenlosen Wänden. Wenn die Worte hier Transportmittel sind, dann bin ich Gott und die Welt und wieder Kind. Wenn die Fragezeichen an abgeplatzten Betonmauern niemanden mehr etwas nützen, will ich den Arm am längeren Hebel kürzen. Die Sehnsucht trifft mich urban und über Land. Die Bilder, an denen ich hänge. Mitunter sind es nur Gedärme und nicht die Zwänge. Mitunter sind es Höhlen und keine Holzstege mehr. Mitunter liegen Tiere am Straßenrand und mittlerweile habe ich verstanden, warum ich dich getroffen habe. Denn es gab eine Zeit, da kannte ich Orte und Straßen und Plätze, da stand ich Rede und hatte volle Sätze.
In den Baumwipfeln meiner Träume finde ich dich wieder zwischen Zensuren der bedeutsamsten Lieder, verstehe das imposante Orchester und auch die Frühlingsblüher. Jetzt verstehe ich warum du und ich verstehe wozu. Kein Suchen war mehr nötig; es wurde gefunden, was mit dem Weiß des Winters wieder verschwunden. Vier freie Worte im Schnee und meine signalblauen Buchstaben am Ortseingangsschild, an dem jetzt einfach wieder alles richtig steht. Unser Bild, spiegelverkehrt und unsere Zeit, der Zeit hinterher. Verschlungen in der Erinnerung male ich Kunstwerke an die Wand, denn emptiness still leaves a space. Und so muss es gefüllt werden mit Leim und Farbe und Erkenntnis.
Wir fahren Boot und ich lege meine Jugend in deine Hände, ahnungslos und sanft beschützt im zarten Schein der Seelenwanderung. She loves you so hard. In schwarzen Buchstaben steht es auf dem Ortsausgangsschild.
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Ein Hochstand in den Bergen, weit da vorne und Waldmeister auf dem Boden. Unkraut vergeht nicht zwischen tot geglaubten Göttern und unsichtbaren Zwergen. Auf zartem Espenlaub liegend beginne ich meine zerbrechliche Geschichte mit ihr. Immer auf gepackten Koffern sitzend, stelle ich mich meinen abertausend Gefühlen. Alltagssymmetrie außerhalb des allgegenwärtigen Algorithmus bahnt sich an. Ausbruch. Ich zerbreche und bestehe an Schuhen, die drücken und Telefonkabeln aus Glasfaser. Bühnen und Rednerpulte und Raucherkneipen. Einige Pfeile und zwei große Gläser. Kopfsprung vom jungen Leben und kurz im Ort Erinnerung baden- Herzbruch. Der Hof als nicht Dachterrasse ohne Klingelanlage. Geräusche am Fenster, observierend umgesiedelt ohne Ortswechsel. Mein Blick öffnet die Fenster und heute ist so ein Tag, an dem man nicht weiß, ob Herbst oder Frühling ist, ob es Wahrheit oder Lüge ist. Ich kann hier nicht nur leben, ich muss auch etwas sagen können in meiner Selbstdistanz, wenn ihr alle im Affentanz so um mich tanzt. Pleitegeier kreisen über der Mercedes Benz Bank und in gleichnamiger Arena wird Plastik für horrende Summen verkauft. Plötzlich sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und nur noch rote Ampeln im Stadtverkehr, mitgetragenes Laub am Gaspedal und alle paar Meter die Sirenen einer Feuerwehr. Im Dunst des Überreizes und heißbefahrener Straßen verschwinden die Jahreszeiten und werden zu glühend heißer Lava. Ich bin nichts und ich bin alles. Oder wer kann bezeugen, dass ich wirklich da war?
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Ich kraxel und krixel über Tausenden von Pixel. Unter viereckigen Überwachungskameras zwischen Gemüseregal und femme fatale. An diesen in schwarzweiß und tonlos aufzeichnenden Wänden klebt das Armutszeugnis echtgold eingerahmt und trägt Zensur; stur in die Welt hinaus und das auch nur an besser lizensierten Tagen. Zumeist sind es dann fernöstliche Gerüche und eine fremdzubereitete Küche, die das Innerwohl an Überzeugung laben. Auf mobilisierten Tragen in der Innenstadt werden Existenzängste und Versagensklagen durch das Straßenbild geschoben, in dem sich jeder im Wege steht und nicht auf die Ellenbogen des Anderen achtet sondern nur auf die Leuchtionen seines Telefons bedacht ist. Glückskekse gibt es gratis dazu, den seit Stunden ersehnten Toilettengang jedoch nicht. Röstzwiebeln und Erdnusssauce, China in your unwashed hands and to go. Welcome to your own, inner globalization! Kriminalpolizeisirenen und wild gezähmte Pferdemähnen. Lavendel an den Schläfen und Dieselautos im Halteverbot. Sleeping cops hinter nicht wegweisenden Schildern. An der Kaiserskasse währenddessen akzentuiert das überwiegend schwäbisch Gesprochene in weißen Tischtennissocken. Behäbig, als Vollblutberlinerin und Teilzeitgroßverdienerin. Karpaltunnelsyndrom. Lieber landstreichen, weil da die Kapazitäten weiter reichen; weitreichend bin ich an Gewässern und barocken Gemäuern schleichend, immer nie so lange bleibend und immer eher am Tisch vergraben, schreibend. Anarchie und Landwirtschaft gepaart mit der tiefen Sehnsucht nach bewegter Routine. Aufregend soll es bleiben, aber absehbar! Keine Überraschungen in den Wäldern des emotionalen Wohlstands.
Als digital textliche Form vertracktexte ich diese ominös individuelle Lebensform. Papercuts. Antinorm gepresbyteriert. Komplexum. Mutter Natur.
Druck ausüben auf Druckbuchstabentastatur. Eingabefehlerfraktur. Fragwürdig, ob die Besenreinheit menschlichen Makels uns unter ein besseres Licht stellt als jenes, das vom Himmel fällt. Ein von ultravioletten Strahlen gegeißelter Mond und ins Exil befreite Bedürfnisse, die zerlaufen wie Aquarell.
The idea is to die young – as late as possible in the inside sounds of nowhereville
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Die Eingeweide meiner Selbst. Und die Eingeweihte in mir selbst. Sagen. Du schaufelst dir dein eigenes Grab. Was ist, wenn sie Recht haben und es stimmt? Grillen im Park. Und ein Friedhof im Wald. Kindergeschrei schallt und die ersten Kastanien werden verbohrt. Wer ist Richter, wer Kläger, wenn die Lichter angehen? Wenn der Strom durch die Wände schießt und du dich umschlossen fühlst von Energie und Lust und Schlaflosigkeit. Farbspritzer, Stiftanspitzer; Tinte sich um die Feder hüllt.
Pretty girl- loose your pants. I can dance, I can drink. In the night its all a trick. Der Schreiber wird belächelt / wird unterschätzt / wird wenig wertgeschätzt. Alles ist der Mindesthaltbarkeit unterworfen. Über Tafeln und Täler schleife ich dieses Bewusstsein über brandenburgische Felder. Polaroids und Sonnenuntergänge und der Sommer, der mit Handkuss adieu sagt. Ein Gefühl. Das nicht wieder kommt. Einfach kommt es nicht wieder. Schwer sind die Lider. Agnes Obel besingt sie für mich.
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Ein Heliumluftballon am Horizont. Und ein Blick zur Seite, der meine innere Mitte sonnt. Dahinter verdunstet der Schatten und die vielen Gewitter, die wir mit ihm hatten. Lets walk on the sunny side. Die neuen Wäscheleinen sind gespannt, die Blicke am Fenster gebannt. Deine Schritte höre ich überall, Herzmuskulaturklopfen im Überschall. I took a deep watch at my heart and I take a deep watch at this hurt.
Ich schiebe die Zukunft hin und her. In die Endlosigkeit. Mit loops und auf repeat. Ist sie Alles, was es für mich gibt.
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Mein Heft ist das Einzige, was mir bleibt, wenn sich Hirn mit Herz verschreibt. Es treibt mich nach hinten, zieht mich nach unten, manuell und ohne helfende Hand- Treibsand.
In meinem Heft da werden Existenzen geformt und Antiregeln genormt, alles konform nichts, doch was ist mit der Schwerkraft des Gewichts, was mit der Lehre des Lichts, wenn es durch das Wohnzimmerfenster bricht?
Wieviele Überstunden beträgt der Nettogehalt dieses Gedichts?
Ich besänftige mich und die Straßenlandschaft in eingetauchtem Frühlingsgold, doch fühle mich eingeengt ob der starrspurigversetzten Verkehrsinseln auf meinen Wegen. Derart eingeschränkt, ja von all den Ordnungswidrigkeiten so schmerzhaft gekränkt. Allabendlich lasse ich mir Flügel wachsen um über all diese vorgefahrenen Straßen fliegend zu tanzen. Gibt es einen Prioritätenmesser um Wichtigkeiten zu schärfen? Es umhüllt mich stark:
Die jugendliche Zuversicht eines nie endenden Sommertages.
Frühe Alkoholsucht wird staatlich vorfinanziert, weil keine Berechnung aus Zufall passiert. Das Maß zur Eigenbestimmung ist deine nächtliche Gesinnung der rohen Botenstoffgewinnung.
Mein Heft braucht keinen Sprit, macht alles ganz ökologisch mit. Ist Handgepäck und mein allersicherstes Hinterhofversteck. Der enthaltene Schreibstil ändert sich drastisch mit hochgesteckten Zielen in 3D und superplastisch fantastisch Fantasie.
Zu viele Farben im Puls und zu alt für jemandes Schuld.
Umgeben von weidenden Feldern, auf denen Kometen landen und Wale stranden, versuche ich ohne Flugbahn zu landen, lasse mich fallen ohne Warnlichter. Der Horizont verschwindet im Feierabendrosa, die mir bekannter weise effizienteste Prosa.
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Ich habe in der hundertsiebenundsiebzigsten Nacht in Folge drei Stunden und zwei Minuten geschlafen, habe mich mit dem Ballast eines Jahrzehntes durch den Tag getragen, habe zum Abendbrot dreihundert Gramm Möhren geschält und sie neunhundert Sekunden köcheln lassen. Habe vom kurzen Wochenende am See fünfzehn neue Mückenstiche an den Knöcheln und vier weitere Höhepunkte mitgenommen. Bin gestern für sechsundzwanzig Taler und achtundvierzig Groschen einkaufen gewesen, mit dem Rest als Trinkgeldspesen für mein flüssig Brot ohne Tresen.
Ich bin die Börse ohne Geld, die mal steigt und eher fällt. Wenn ihr nicht gefällt, was alles geschieht in der dünnhäutigen Welt. Was dann wirklich zählt: dass der letzte Notschein nicht fehlt, wenn die nummerierte Zahlenfolge die aktive Buchstabenbegrenzung quält.
I am a lucky child.
Zuhause. Bin ich im neunzehnten erst angekommen, nach 31.000 Kilometern Luftlinie ohne Zielgerade. One way ticket und spontan ungeübtes Philosophencricket. Ich habe ein Leben und zwei Lungenflügel. Doch ist mir das Sehnen zu Dritt aller Fünf. Ich setze alles. Herztrumpf.
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Ich ahne es schon den ganzen Tag. Und dann, dann trifft es mich und trifft es ein. In sich zum Bordstein neigender Sonne schreite ich auf eben Gleichem, schreite bedächtig romantisch aufrichtig, wandle zwischen alten Häuserwänden, trug einmal das Gold in meinen Händen, auf diesen Straßen. Nur ein paar Kilometer liegen zwischen gestern und hier, liegen zwischen burn the house down und mir. Nur ein paar Stunden gilt das Wir, stundenweise gefülltes Papier türmt sich im vollgestopften, blauen Container an der Ecke, als ich sie erblickend entdecke.
Ich bleibe stehen, aber ganz sanft. Keine Steine in meinen Knien, nur Wohlgefallen im Bauch. Fünfzig Sekunden werden in jener Tempodreißigstrecke zum Pausenknopf, werden in Nullkommanichts zu zehn Strophen Gedicht. Dein Gesicht. Ist abgeschirmt, aber kein Geheimnis für mich. Leg es frei. Und was es bedeutet, wissen nur wir Zwei.
Hinter vier schwarzen Gläsern sind wir uns nah für einen Augenblick.
Kunst.
Umgibt sie und zieht mich tief in das altbekannte Gemisch aus Herzschlag und fantastischer Vernunft. The story continues and continues and continues. Was, wenn alles nur so wie bei Truman ist? Capote. Kaputt. Nicht eine einzige Kamera fällt vom Filmsethimmel, doch ich stolpere über das bescheuerte Glück. Tatort. Satellitenschüssel. Der wilde Opel und die Blitze in meinem Kopf.
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Ein Flugzeug fliegt, irgendwo. Ich sitze nicht darin. Alle Straßen sind leer und alle Häuser weg. Ich schwirre durchs Urbane und sehe doch vor lauter Bäumen den Wald nicht ganz. Wenn ich verstehen will, wo ich mich befinde, muss ich mich in Bewegung setzen. Wieder einen Schritt nach dem anderen machen. Meine Füße, sie bringen mich an Ort und Zeit, meine Schuhe, sie finden den Weg für meinen Körper, finden die Buchstaben in meinem Kopf für alle unausgesprochenen Wörter. Meine Vans lassen mich erst hängen, wenn ich sie spät nachts abstreife und alles aufschreibe. Ich bleibe. Noch kurz hinter den sich öffnenden U-Bahn Türen stehen und fast wie ausversehen springe ich dann auf den Bahnsteig, in letzter Sekunde. Lesson learned: nur wer wagt, der lernt. Und earned. Und dass es wirklich nicht wichtig ist, welche von all den Türen man nimmt, solange man bedacht ist, wie man sie durchschreitet. Wir sollten beide jetzt ausgerüstet sein und genügend vorbereitet für dieses große, wundersame Ding, das niemand kennt und alle nur Zukunft nennen. Peng. Es gibt einen Laut und danach schlägt der Takt, kommt durch dein liebliches Singen in der Nacht zum allerletzten Akt. Höhepunkte passieren meistens nackt. Es gibt einen Menschen und danach passiert nichts mehr. Es gibt einen Menschen und der passiert dir ein Mal im Leben. Teen dreams versus Realität: im Erwachsenenleben ist es für gewisse Dinge schlichtweg zu spät. Es gibt zwei Menschen und die gehören zueinander. Biorhythmus. Schlafverhalten, Afrika, Unendlichkeit.
Die ersten Schneeflocken werden fallen, ganz sanft und unbedacht in einer heran brechenden, klirrendkalten Novembernacht. Du wirst sie mir vom Haare streifen, ganz sacht. Weißer Winter auf meinem braunen Haar, Jahr um Jahr um Jahr.
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Stille. Aber unheilig. Absitzen. Aber kurzweilig. Einseitige Zweisilbigkeit. Und mein Silberblick zum Horizont. Ich. Selbst. Gerecht. Genussecht. Geeicht. Echt? Ich. Allein. Geschlecht. Weiblich. Weinerlich. Verweichlicht. Verzweifelt. Ich nicht. Koloss Zeit flieht mit mir vor dem zu Zweit. In Zuckerguss gebadet perlen wir von aneinander ab, ohne herausgefunden zu haben, welches genau die Zutaten waren. Da ist noch Salzwasser auf unserer Haut. Da liege ich nun, zart und unberührt. Und zehre im Grunde doch von all dem, das sich mir entbehrt und dann auf trompetenumsäumten Brachland in mir gedeiht und blüht. Ich. Selber. Löse mich auf wie das israelische Parlament. Treibe zersetzt und aufgefetzt umher. Und kehre aus der Illusion heraus, ferngesteuert zu sein, in zwielichtige Spielunken ein. High five und 24/7 und auch der elfte September. Mein Alter Ego – In diesem Moment brutalster Ökofaschist. Die ausgefüllte Demontage an der nicht vollführten Demonstration. Liebe oder Kunst oder Hohn? Lediglich eins. Absorbiert. Schwachstelle Herz. Handicap Impuls.
Zurückgelassen in Ohnmacht kauere ich in der hintersten Ecke des einstigen Zauberlandes. Erst im Himmel, dann auf der Flucht.
Es gibt nur zwei Arten von Frauen.
Die Eine. Und alle anderen.
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Draußen rauscht es, rauscht es. In meinen Ohren mit deiner Stimme auserkoren. Rauscht es, rauscht es und rauscht. In mir. Wo ist der Rausch in dir? Draußen bauschen, bauschen, bauschen sich die Wolkentürme auf. In mir türmen Wolkenmeere auf. In mir rauscht es, rauscht es. Aus meinem Mund mit deinen Worten geformt. Raucht es, raucht es, raucht es. Aus mir heraus. Feuerspuckend stelle ich mich den Gegebenheiten und dem Grundverständnis meiner Selbsterkenntnis: Bin ich zu groß für die Liebe oder die Liebe für mich? Um mich schwirrt es und schwirrt es und schwirrt. Im Dickicht der Tunnellichter habe ich mich in der Unterführung verirrt. Hinten blinkt es, blinkt es, blinkt es. Hoffentlich gelingt es. In meinen warmen Händen halte ich dein Herz, in meinen Lenden unser Versprechen. Weit entfernt bist du, oh gefühlte Glaubwürdigkeit. Nicht festgesetzte Gesetzmäßigkeiten entbärgen ungeahndet von der emotionalen Pflicht. Unbeschadet, doch uns geschadet. Der Tobsucht ist es geschuldet.
An der Tür des guten Gewissens klopft es und klopft und klopft. Come in, coming age. You have been late, comin of age. Ganz nichts ahnend sind wir Trübsal blasend an den Rand des Machbaren geschwommen. In meinen pitschnassen Flossen halte ich unseren Zauber fest umschlossen.
Für immer ist mein Hoffen.
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Reinkultureller Frischfrost macht sich an meinen Schuhen zu schaffen und legt sich bereits am jungen Abend trügerisch auf die warmgefahrenen Feierabendautos dieser Straßen. Meine Straße endet in einer Sackgasse und mündet am Kanal. Mein Freiheitsentzug ist plakatiert und hat bunte Wände. Man darf hier rauchen und rauschen, essen und schlafen wann man möchte, mal mehr und mal weniger. Man kann es deuten wie man möchte; es ist Auslegungssache. Mein augenscheinlicher Globus, das ist eine gut überschaubare Einmündung am hölzernen Steg des halbmittelständischen Bestehens. Eine Sackgasse hat etwas in sich Schließendes; ich schließe die Wohnungstür zum Mehr, zur guten Brücke, zur weichsandigen, letzten Bucht. Hier gibt es dekorative Fotos nebst frohlockenden Bändern und hübschen Verkleidungen an den Rändern, sowie gut sortierten Platten auf den Tellern. Zwar bin ich auf freiem Feld mit gutem Dünger und bestknospersten Voraussichten gewachsen. Doch scheint es, als gleiten heute nur noch Mauern und Wände durch meine kopfgesteuerten, immer viel zu vollen Hände. In einer viel zu leeren Metropole habe ich gesehen: es sind die Robben an der östlichen Mole, die wirklich springen.
You are free!, spring.
Winter. Wir sind. Und haben.
Fernweh, aller guter Grenzen nah.
So zieht es mich vorbei an zufriedenen Kühen und an Kleeblättern, die auf Butterstücken blühen. Pasteurisierte Sahne to go und auch zum Sprühen. Mein Deutschland ist das innerfeste Kriegsgebiet, in dem es zu viel Stillstand gibt. Wer stellt die Weichen und wer ist dergleichen unter dem immer Gleichen? Ich bevorzuge Striche unter dem Karierten und Streifen gegen die Resonanz, Askese und Tanz. Nach all den zapfenstreichigen Sperrungen im gelösten Narrentum bin ich da, wo ich nicht bin. Währenddessen, unter einer Sturzflut von Licht, erscheint der öffentliche Dienst zur Nachtschicht und am Bahnhof im nirgendwo/indie go dann die tränenreiche Erkenntnis letztkonstruierter Tage: Triebwerksstörung im Drüsenjet, die Apparaturen schalten selbstständig von hin auf her, im Batteriefach ist die Kopfzelle leer. Beim Soopersonderwunderhandel gibt es diese Sorte jedoch schon längst nicht mehr.
You are free, aber zu welchem Preis?
Die strombetriebenen Tafeln der innerstädtischen und überdörflichen Zapfsäulen jenseits dieses unbebauten Ufers zeigen hohe Zahlen hinter dem Komma und wieder komm ich ins Grübeln und Sinnieren- mogelnd gewinnen oder lieber hochhaushochstolz verlieren? In der Schleusenstraße Sieben dreht sich alles ums Leben und Lieben, dominoeffektieren und Joker wild umher schieben. Nichts ist echt. Und alles im vorübergehenden Schnitt endgültig.
Cut.
Zerschlissene Jeans sind ebenso wenig Indiz für Wohlstand wie SUVs und maßgeschneiderte Anzüge. Und Leute, you are free! ist eine temporäre, fette Lüge. Die Restflexibilität als Alternative ist meine jetzt zu startende, äußerste Chamäleonsuperlative. So gut und soweit brauche ich neue features und muss aufstocken, ohne Kohle in der Tasche und auf gebügelten Socken steppe ich aus dem Haus, ganz egal wohin, Hauptsache erst mal raus. Der treue Skoda springt nicht an und Schuld daran hat das Vergessen irgendwann. Der Kühlschutz muss her, bitte Motor, so kommet er! Die Wellen reißen sich um mich und diese Welt zerreißt mich. Demgemäß wird es dabei bleiben; mein Arrest, der ist begrenzt und nur auf ein Minimum vernetzt.
Ich lockere das Kabel zu meinem iPod, Wackelkontakt.
BABY DONT GROW UP: ITS A TRAP.
SAMMELWERK 2017 / ZWEITES HALBJAHR
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Aufstehen. Umdrehen. Kaputt gehen. Im Weg stehen. Durchdrehen. I get lost. Und auf der Suche nach dem Grund laufe ich eine Runde mit dem innewohnenden Schweinehund, er ist leinenlos, was nur ist mit diesem Vierbeiner los? Mit wackligen Knien und zitternden Händen beginnt ein Tag um tausend Geschichten zu schreiben, wird eingetauscht gegen Szenarios des variablen Varios und dröhnenden, schlechtfrequentierten Arbeitnehmerradios. Ein Tag, an dem das Alleine sein so sehr fehlt, dass alles drum herum nur so trist herunterfällt. Das Kleinkind in mir ist das Feindbild in dir und auf deiner langweiligen Party mit oberflächendeckender Konversation kann ich einfach nicht bleiben, Alter, jetzt mal im Ernst: ich muss schreiben und im Letternland wirklich viel, viel Sinnvolleres treiben. Get up! Und hinfort mit all dem Papperlapapp. Gib mir ein unbeschriebenes Blatt und ich gebe es dir übervoll und unter der vorgegebenen Zeit wieder ab. Dazu muss ich mich lediglich ein wenig verriegeln im modrig, matschigen Kugelschreiberwald, mich selbst verschütten im knackenden Gehölz, hier blüht er, der fotosynthetische Wortstamm, ja ich bin so stolz in meinem blättrig gesunden Unterholz und sende Grüße 2.0 aus jener fristlos fernen Basis, von der aus Alles für mich so unendlich nah ist.
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Die Pforten öffnen sich, ich verliere dich im Dickicht der Nachsicht trotz Nachtsichtgerät, weil die Mondsichel heut so ungünstig steht. Die Zimmer, in denen ich zu selten ruhe und zu oft raumraubende Dinge tue, habe ich verlassen. Betrete die Luft, die wir atmen und lasse die Laienwände hinter mir, auf die wir projizieren. Ich bin bereit mich zu verlieren, schon immer gewesen. Aber nicht dich. Schwinge mich mit letzter Kraft aufs Rad, mit Hitze im Magen und Blick nach unten, Blick durch die Brille, Blick nach vorne. Meine unbesohlten Füße auf den Pedalen, die ich ansporne. Mit dem Lenker durch das Land, mit Stiften in der Hand, is my body a strangeland und du mittendrin. In meiner Jeans sind hundert Löcher, mein Alltag sind tausend Abers und Döcher. Und wenn es so ist, dass alles, was ich will, nicht ist. Ist dann nichts, was ich habe, alles, was ich brauche?
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Jener Keim erstickt im Moment des Blühens, erlischt rapide in der Glut des Verglühens. Wut. Mein Impuls ist so gnadenlos; ich bettel‘ drum: so gebt mir doch den Gnadenstoß. Tausche Wasser gegen Feuerwerk und morsch gegen famos. Die Wilderness ist lost und wildy me is killing the last one, lost tree. Ein Buch vollgeschriebener Geschichten wird den Wald vor lauter abgeholzten Bäumen um mich herum lichten, in Form von formlosen Gedichten und die Gräser werden gezupft wie Harfen, denn gestapelt in wärmende Schichten sind sie bequem zum Schlafen bis die ersten Gleisbette quietschen unter rollend besetzten Frühpendlerbahnen. Jeder Zug zieht Zeug und es sind die Anzüglichkeiten danach, in denen ich mich krümmend der Schwerkraft beug, weil alles, was leicht ging, mich nun in tonnige Last verschlingt. Da, die Last! Um die Ecke kommt sie gedüst, auf frisch polierten Kufen, ey warte mal kurz! höre ich sie schon rufen, plötzlich kippt alles um und in mir ist es: wüst. Ich drehe mich um, erschrecke, da stehe ich, erst grad zweiundzwanzig sicherlich. Ich. War niemals wesentlich am Wesen vorgezeichneter Körper der Resonanzen teilnehmend, außenstehend bevorzuge ich seit jeher eher die Skizzen und das lange am Schreibtisch Sitzen. Heißen in Hitzen und beißen im Schwitzen, geschlossene Lider und ein geplatzter Traum von den Blättern, die die Welt bedeuten, gepatzt bei den lektorischlenkenden Leuten, Infekt und Desinfizierung gleichermaßen auf gleichem, bleibenden Raum. Vier mal vier Meter existieren hier mit tanzenden Gebärden und der Sorgfalt auf Mutter Erden. Ein ich trage dich auf Händen in diesen blumig duftenden, dreizehn Wänden. Die Zeiger ticken kurz vor Fünf und es ist Zeit, die Keimlinge mit Wasser zu gießen. Der letzte Kaffee ist dann aufgesetzt, wird mit Augapfel und Scharfsichtigkeit am späten Abend weitpupillig benetzt. Es ist der erste von Vielen während die Platten auf dem technics spielen; es ist das Ersichtliche im Samen des Subtilen, das uns unterscheidet von zu vielem, noch zuvor Labilem.
Die Zehenspitzen sind kalt, hier im lichterlosen, verblätterten Schreib- und Buchstabenwald. Tausche Harfen gegen Harken, mit denen ich beginne das Verjährte zu harken. Die Wölfe jaulen leise und kreisen mich ein, scharenweise. Ich schaue ihnen in die Augen, hebe meinen Bleistift, eine großmaulige Parole auf den Schreibpazifismus entweicht meinen müden Sprachorganen, der Rudel schwingt ehrfürchtig alphabettüchtig seine weißen Friedensfahnen, beruhigt kann ich nun aufatmen, in meinem selbsternannten dschungeligen Garten am Wald, in dem es vor Wolfsgeheule zum freundlichen Abschied nun lieblich schallt. Es beginnt zu tröpfeln aus den Wolken, wie gut, dass ich die blaugelben Gummistiefel trag‘ und das beschützende Opinel bei mir hab‘.
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There’s a hole in my heart – No, I won’t break your heart. Ich laufe unschlüssig umher. My young heart has been there. Lang blieb es aus, das Klavier in meinem Haus, das Piano, das überall und nie anderswo, die Flügel, die mir verklebt. Kurz ist die Zeit, die uns bleibt. Wir hören dasselbe Lied, doch heute macht es keinen Unterschied.
Ich wusste nicht, dass ich es nicht besser weiß, wusste nicht, dass ich es nicht wissen kann. Das ist höchste Rechenkunst mit zu vielen Variablen, zu vielen Unbekannten, zu wenigen Wegen, die sich auszahlen. Das Schmerzhafte an Qualen: dass alles wie im Film scheint, doch nichts davon wirklich überschaubar ist. Kein Stuhl, auf dem dein Name steht, keine Klappe, wenn sie zufallen sollte. Kein Text von jemand Drittes- ich ist kein anderer. Ich stelle die Requisite in Wänden, die mir ein zuhause geworden. Ich puste Luftschlangen und werde sie auch noch verhängen. Schreibe dem Nachbarn einen netten Zettel und gieße deine Blumen, streiche über eure Betten und schließe langsam die Türen. Bepacke das blaue Auto, schalte die Lichter an, sehe, der Tacho ist noch nicht am Roten dran. So fahre ich von weit her an der Elbe meinen Tank leer ohne vier Mal stehen zu bleiben, denn ich muss mich entscheiden mit dem Daumen oder beiden Fingern zu schreiben. Die Nacht umhüllt mich mit ihrem Gefieder, ich finde mich auf unbekannten Strecken wieder, möchte stehen bleiben, endlich stehen. I get lost all the time.
985 Kilometer entfernt sitzt sie. Schaut aus dem Fenster, auf die satten, grünen Hügel, über den Tellerrand hinaus. Sie sitzt. Zum ersten Mal seit Monaten. Ist da, genau dort. Das Fernverkehrticket zurück ist datiert. Außer, dass der Staub sich zersetzt und fällt, ist noch sehr vieles mehr passiert, doch wem trägt es bei, wenn es so bodenlos nicht mehr zu tragen ist? Außer, dass die Sonne sich verkrampft durch diese nassen Tage kämpft, das einfallende Zimmerlicht ankurbelt und dämpft, ist noch sehr vieles mehr passiert, doch wie kann man es festhalten, wenn alles drum herum an Fassung verliert? Die Richter haben ihr Urteil gefällt. Schuldig gesprochen, in allen neun Anklagepunkten. Lebenslang gemauert. Sie urteilen, dass man seine Unschuld nicht durch Geschlechtsverkehr, sondern erst durch die Geburt eines Kindes verliert. Fast eintausend Kilometer entfernt steht sie auf. Geht aus der Tür, der hölzernen, der letzten im Gang.
Setzt ihre Füße, läuft. Und sieht das grünweiße, leuchtende Schild.
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Ein Löwe kämpft in mir. Ein Tiger schläft unter meinem Bett. Zu viele Affen auf den Schultern für zu wenig Zucker am Tag. Und klack und zisch: Die Beine unter meinen Tisch! Frischgeköpfter Fisch und Spaghetti Eis zum Nach- am sesamkörnerverkrümelten Tisch. Zusammenbrechen wenn alles zusammenbricht. Doch es geschieht einfach nicht. Nichts geschieht einfach. Einfach geschieht nichts. Blaulicht, Rotstich, Gründepot, Schwarzmalerei. Hinterm finowfurter Regenbogen vermischt sich alles zu schönster Zuckerwatterei. Letharnei. Eins. Zwei. Bis nachts um Drei und nassen Füßen lassen die Zugvögel grüßen. Mit Leim und Molotow bewaffnet gestalte ich das Ortseingangsschild um. It wasn’t me, ich war es nicht. Lumdidum. Immer vierspurig und zweigleisig mit dem dreifach Blinker im Gepäck: Boredom, watch your back!
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Unter noch nicht zusammengeharkten Herbstblättern habe ich die Skizze meines Sommers wiedergefunden. Im Laubhaufen des Lektorats habe ich sie zerknüllt herausgefischt, neu interpretiert und tastaturdigital aufgefrischt. This might be a remix – so let us take time to remix it! Die wilden Gänse ziehen zügigen Tempos an den letzten Zugvögeln vorbei und die ersten Kerzen brennen dochtarm lichterloh. Schulkinder sind auf Pausenhöfen mitunter schadenfroh. Empfang mit dem Mobiltelefon hat man in ländlichen Gegenden kaum bis manchmal schon. Klirrendkalte, erste Wintermorgende erinnern mich an dich; auf die Lauer lege ich mich. Eine Fahrradspur und in die Rückbremse nicht treten. Oder doch kein Anhalten. Viel zu viel innehalten. Herzspalten. Süßholzhacken. Es sein lassen und es hassen. Füße fest auf den Boden setzen. Manifest auf dem Boden der Instabilität- und jetzt tief einatmen. Umdrehen. Nicht umdrehen! Und da ist es schon geschehen. Running for your request und ein Ablicht meiner Jugend. Vergnügt verstelle ich den Winkel meines Abblendlichts. Ohne dich ist alles nichts, flüstere ich dir hinterher. Doch da bist du nicht mehr; schon lange bin ich da nicht mehr, denn lange ist es her. In Dreierketten symbolisiert und schwach positioniert bekomme ich die fetten Jahre polarisiert. Alles rächt sich in dieser ungerechten Welt und die Volkswagen sind auf Umwegen. Opium fürs Volk! Und Hustensaftabhängigkeit. Die Unumgänglichkeit scheint der Deutlichkeit im Detailreichtum zuvorzukommen. Zuvorkommend öffne ich der älteren Dame hinter mir die Tür. Auf der Schwelle zur befreiten Seligkeit packe ich den Garten gedankenverloren und winterfest ein. Der Herbst zieht wehend durchs Vaterland und in den Bundestag ein. Die letzten Blätter in den Zweigwerken vor meinem Fenster zähle ich ab an einer Hand. An diesem Wochenende glaube ich nicht, glaube ich ob all des Glaubens in all dem Dichtens, glaube ich nicht, dass ich nicht nicht glaube. Glaube ich. Ein Würfel hat immer sechs Augen. Und als wir träumten, war der Stadtrand von Berlin die leergefegte Sinfonie eines Orchesters ohne Publikum. Sei es drum, denn lange ist es her. Und da sind wir nicht mehr, schon lange sind wir da nicht mehr. Märchenland und Utopie und tausend Fragen, die unerhört ans gegenüberliegende Ufer treiben. Ohne diese Antworten zu bleiben, größte aller Lieben, wir werden sie noch schreiben.
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Die Planeten drehen sich schneller in der Langsamkeit meiner Physik und weit über die Grenzmarken zwischen Wort und Musik. Alles ist, wie du es sagst. Ein geprägter Stempel im weitreichend ausreichenden Tiefetälertempel. Lonesome werewolf in meinem Freistaat. Ich ziehe mir die Kapuze tief ins fröstelnde Gesicht und beschnellige den Weg in wärmenden Alpakasocken und kühlnasskaputten Turnschuhen. Das Licht im Hausflur schalte ich nicht an, zwar ängstigt es mich mal dann und wann, allein auf den Treppen zu später Stund, doch ist das Licht so furchtbar hell und ungesund. Ich betrete ein bestickertes Paradies im kanaligen Gebiet. Die Tür ist ins Schloss gefallen und Gott sei Dank finde ich an diesen Räumen Gefallen, denn je weißer die Wände, desto geknebelter die Hände. Der begünstigt bunte Gedanke hilft dem Transport und hilft, dass die gezähmte Blüte Früchte trägt an einem anderen Ort. Hinfort! Mit den Staudämmen, den Einmündungen und dem unnötigen Klemmen von Dingen, die nun aber wirklich nicht sehr schlimm sind. Ach was red‘ ich da; schwimm mein Kind, schwimm! Befrei dich aus Erde und Struktur, meißel dich lose aus deiner innerfesten Skulptur. Die Oberflächlichkeit einer nicht zu zermürbenden Struktur der Rillen außen und innen, und die groben Kratzer ganz tief drinnen. Die Platte springt und ich bin Spion ohne Umhang, Agent ohne Fernrohr, ein Spitzel ohne Wanze. Es ist brüchiger Boden, auf dem ich tanze. Ich bin ich, doch wer sind wir? Wo bin ich und ja warum?
I am the creator of everything!
Verdammte Kacke, wie einfach alles früher ging. Ein kleines ungeahntes Zeitfenster öffnet Türen und lässt dreidimensionales Ziegelwerk das Gerüst neu formen und fühlen. Schreibdruck ist zu spüren. Die Süchte, die mich zum Bleistift führen. Roh ist dann der unberechtigte Augenblick, der entscheidet, ganz spontan. Und so stampfe ich meine Füße in den dreckigsten Grund, in den matschigsten Sand, zum derbsten Tanz, zum sexuellsten Rumgepose. Dicke Hose, dicke Hose. Ohne geht nicht, mit ist schwierig, doch angestachelt von zu viel alkoholfreien Tequila bahne ich mir meinen Weg, den Mittelstreifen zu diesem heißen Eisen, verlasse die Ladefläche und mache Boxenstopp. Meine Boxen sind topp, doch grasgräuplige Graupelschauer lassen mich erschaudern. Mein Herz pocht mir bis in den Unterbauch und zu wenig Zeit für zu viel Puls habe ich auch. Ich habe das Geheimrezept vor mir selber versteckt und mir dann aber wieder verraten, drei Mal darfst du raten: es war im Garten. Neun Leben, die du hast und über sieben Weltmeere musst du gehen.
Ich bewege mich in ruhend seerosiger Herbstlichkeit, denn die Pfiffigkeit als Solches liegt in der Natur des Strolches.
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Die Materien wie sie so geschehen und passieren tun dies nie aus Versehen. In der Vorstellung mit kraftkleisterstarkem Tendieren, befinde ich mich auf zwei, drei, vieren. Wohne in Papieren, lasse mich anstiften, bewege mich auf Linien, bin den Buchstabenketten verschrieben. Wenn die Dinge alsdann so passieren kann ich mich 1A A4 verlieren, das Blatt mit doppeldeutigen Phrasen plakatieren, kann die Leere studieren, kann mit dem Schneider durch die Zeilen flanieren. Apostrophen und lieblich gereimte Strophen treffen auf Erkenntnis. Schreiben ist nicht wo ich bin, Schreiben ist der Sinn. Hinter Lichterketten und abgebrannten Zigaretten werde ich meine nummerierte Bleibe verwetten, welcher Umlaut kann mich hier schon retten? Zwischen fiebern und Fibretten, zwischen Tanzbär und nach Hause steppen. Die Freundlichkeit liegt immer im Ermessen des sich Freuenden; von daher wähle ich Konsonanten und Vokale wie Staungaranten und Pokale, aufpoliert und szenisch einstudiert. I am human und von Amtswegen menschlich enttäuscht, die Ziellosigkeit meiner Gegenwart macht kinderleicht zu hammerhart, großes Kino ohne Leinwand. Ich bin der Sprache verbannt, schalte das Radio an und es erklingt: Frankie- der ohne Gnade für mich schmettert und swingt. Doch ich kann die Fülle nicht fühlen, beginne alles Entstandene mit Tintenkiller herunterzuspülen. Spielen. Spielend leicht verfasse ich mit ernstzunehmender Kreativität das Wirken von Vielen. Viel ist Pflicht, an solchen Tagen Himmel und Licht.
Die letzten sechsundzwanzig: Ich bin füllfederhalterdicht.
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Mein Kopf fällt ab, ich bin ohnmächtig. Ich bin kopflos unterwegs für ein gefühltes Jahrzehnt. Schlagzeug, Saxophon, alles ist dumpf um mich herum und eisgekühlt. Am glasfrontigen Fenster weit über den weihnachtlich glänzendgeschmückten großspurigen Schnellstraßen dieser Stadt stehe ich. Ziehe erwartungsvoll an einer Zigarette oder etwas Ähnlichem. Die Menschen auf der Straße eilen, schweigen, grämen, trödeln. Gäbe es keine Kinder in diesem von kunstvoller Apokalypse geprägt urbanem Bild, es wär‘ eine Tristesse. Ich befinde mich im stillschweigenden Ruhemodus, abgestellt bis auf weiteres. Gedanken strömen durch meinen ausgelaugten Leib. Die Nachtstunde und ihr ungesunder, restlicher Verbleib. Das Leben sitzt in meinem Unterleib. Ich werde müdigst gebeutelt in jede neue Sekunde geschaukelt und finde mich nicht mehr so recht wieder in diesem punktlos wechselnden Gefieder. Es sind zwar gewohnte Kostüme doch unter rotierend verschiedener Besetzung. Sorgsam beobachte ich: keine Vernetzung. Ich fühle mich: abgehetzt. Ich springe umher zwischen phlegmatischer Vehemenz in konstanter Konsequenz mit träumerischer Tendenz. Ich könnte durch diese Selbstgestaltigkeit ja mächtig tief und mächtig heftig fallen, könnte auf den Boden der Tatsachen knallen, mein Selbstwert würde sich beschweren, echoieren und schallen. An der besten Stelle im Track reißt das Akkukabel heraus und ohne Ladekabel funktioniert er nicht, dieser mit Stickern beklebte Laptop ohne Maus. Ich kraxel hinter den Holzklotz auf dem er thront, schaffe es gerade rechtzeitig wieder zu verbinden, alles Roger, over and out. Ich führe zwei Leben und baue mir ein drittes, baue mir ein Nest, baue mir was auf, das grünt und gedeiht, baue an dem Einklang der Zweisamkeit im Fünfvierteltakt. Es hakt. Nur ab und zu. Ich schnüre mir die abgelatschten Schuh und die meines Kindes gleich dazu. Draußen weht es mit kühlen Brisen voll bedeutender Geschehnisse. Die von denen man nicht ahnt, wie groß sie werden. Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts. Die Realität als sicher abgegrenztes Außengelände gleitet mir nun plötzlich unbeholfen durch die pitschnassen Hände. Zwischen Tiefseeglücklich liegt Angst und Ende. Meine Augen öffnen sich zu dem Rhythmus deines Atems, ich bin erstarrt, gebannt, geerdet. Ich bin Erdbürger und noch viel mehr, Schildbürger mit abgelegter Rüstung. Heute bin ich freier Fall von der ein Meter Brüstung. Halber Boden mit verknüpftem Geflecht, noch mehr Verknotung wäre mir recht. Nach erfolgreicher Verkettung bestreite ich mein vormittägliches Dasein und sitze ab: philosophisch grenzwertiges Papperlapapp. Die Entscheidung kommt herbeigeflogen, durch die geschlossenen Fenster kann ich sie hören. Sie setzt sich auf mein Essen zum Aufwärmen und möchte mir erklären, dass ich eine Wahl nun treffen muss. Ich sage nein, nein, gleich habe ich Feierabend und dann kommt auch schon der Partybus in die Hauptstadt meines Herzens, allen Ernstes! Entscheidung, um mich musst dir nun wirklich keine Sorgen machen, alle Sachen, die mache ich mit Bedacht. Und liebe Entscheidung, Entscheidungen machen keinen dollen Spaß, du ich sag dir das, ganz in Vertrauen, du solltest jetzt besser nach vorne schauen. Ich glänze hier ganz ohne dich, alles, was ich will, liegt neben mir. Das Leben fließt, ich lasse es und bin nicht hinderlich. Ein neuer Hort, ein richtig wahrer Rückzugsort. Mein zu Hause ist Heimat, mein zu Hause ist nun ihres geworden. In meinem neuen Bloghouse sitze ich und werfe mit Hölzern, ja da kann ich stolz sein. Beziehe unbesiedeltes Land, ziehe fester und fester an meinem ledriglettrigen Band, ziehe radialesk an den Urzellen in meinem graugrünen Verstand. Es gibt nur ein Mehr am Sand! Ich nehme ihre Hand und mache unser Leben zum Abenteuer. Mein fünftes Element neben Wasser, Wind, Luft und Feuer.