Sammelwerk Zweitausendneunzehn

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Unter einer Regenplane plane ich rege die nächsten Manöver nach dem altvertrauten Prinzip: hangover. Over and out- George Orwell hat es damals schon durchschaut. Die Ware Mensch wird mit Billigflügen über den halbzerstörten Erdball geschickt ohne Kerosinsteuer, aber einer Handykamera an Bord. Bescheuert, wer das noch alles mitmacht ohne sich selbst zu hinterfragen oder seinen mit Sprengsatz detonierten Koffer sich selber hinterherzutragen. Der Geoglyph macht alles ganz antiautoritär und beschert konzeptionelles Zerwürfnis sowie gleichzeitig gesellige Betäubung. Zentrale Zerstäubung verkohlter, wild zerstreuter Zündhölzer. Radaralarm, Alarm, Radar! Rar wird rar, denn der Mitmensch als Solches hüllt sich in Schweigen und die Möbel in Staub. Zeit tickt dann im Gleichstrom der Nachrichten, die man sich nicht schreibt. 
Ein leerer Geschmack im Rachen und der Mundraum wird taub. Es legt sich Unterschwelligkeit auf die belegte Zunge und fördert latent die Bildung weiterer Stippchen fürs bestehende, vorgaukelnde System. Und ist es am Ende nicht auch genau das- alles wie ein nie rosten wollendes Wellblechdach? Standing. Still. Sleep. Salvation. Konfektionsgrößen, in die wir gerne passen würden und eine Handvoll Konfetti, das wir in verdieselten Lüften verprassen. Wirtschaftsunternehmen und solche, die es noch werden wollen gehen mit schmaler Besetzung auf Haifischheuschreckenfang in unseren unsteten, urbanen Gewässern. Doch auf dem Grund gehen können sie dem Ganzen nicht, da nur noch Plastik auf ihm zu finden ist. Was ist, wenn am dicken Ende gar nichts mehr da ist? Alles uns Bekannte ausgesetzt zur Frist. Ich sehe, wie du dann noch rasch ins Yogastudio rennst, obwohl du damit den Bombenalarm über der Stadt verpennst. Wie du schlafen gehst, obwohl kurz vor den Landesgrenzen schon gar nichts mehr geht. Kommt alles nicht heran an dich, wahrer Mensch, weil du die Dinge schon lange nicht mehr beim korrekten Namen nennst. Algorithmen und Anglizismus prägen deinen Alltag, doch mein voll gedriptes, digitales Tagg schreibt sich über den Wohlstandssozialismus hinweg.
Dreckige Hände werden geahndet und gerohrstockt, so lange das Fegefeuer im Herzen noch zu offensichtlich brennt. Future ist die Zukunft und wir doch Alle nur erzogen zu einer widerwilligen Vernunft. Symmetrie und Antichemie. Twentyfourseven. Syndikat. Sinn im dichterdesolaten, deutschen Staat.

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Haifischbecken. Sorte Romancier mit Sozialindikator als Bonus. Vokabelfeuer entfacht immer dann, wenn ich mich selber anzünde. Kurzzeitig erholsamer Schlaf, bis ich schweißüberlaufen neben dem abgegriffenen Synonymbuch wieder erwache. Ertappe mich selbst im Schafspelz, lonesome wolf in the middlish night. Ohne Hintertürchen und ohne slash, einfach anti dem Flash. Copy and paste. Unlucky mastermind und mighty wanderer. In der Welt da draußen wird wie selbstverständlich bei aufreißender Wolkendecke die Wortlosigkeit zementiert und in Zeilenumbrüchen halbiert, wird gefesselt, wie versehen, wird mit Konsenslosigkeit umsehen.  Future is leaving long before you know. Und der Kontext wird zu Gunsten der bewusstlosen Eile phrasenmetaphorisch und perspektivlos gequält übergangen. Schachtelsätze und Buchstabenschlangen haben zu Recht, sehr berechtigtes Bangen. But I am not there. Und ohne mich. Mit Überzeugung ablehnend und aus Überempfindlichkeit alleinstehend folge ich der tiefen Intuition des Abstraktum. Und da das Chaos des kreativ Verwirrten immer auch tales of another direction aufzeigt, erblicke ich schließlich mit verschobener Sicht das strahlende, dritte Auge am regenverhangenen Horizont, als ich mit meinem zugeknoteten, quadratischen Stofftuch an einem starken, zurecht geschnitzten Ast über der linken Schulter baumelnd durch den sandbedeckten Slalom der Antwortlosigkeiten pilgere. 

Zu diesem Zeitpunkt sind die dazugehörigen, großen Fragen in meinem Gedächtnis längst schon in Vergessenheit geraten. Im Orchestergraben meines eigenen Garten Lebens zu graben; Garten Eden für den Privatgebrauch auf einer Sinnessuche nach dem Strang, der Existenzrecht unterstreicht und für das nihilistisch gute Leben reicht. Lebendig sein, auch wenn die Vorherbestimmung auf leisen Sohlen stets und stetig und unsichtbar nur ein paar Maßeinheiten hinter uns schleicht.  Schieflagige Kreisläufe durchbrechen und Ecken mit Kanten erschaffen. Sich an diesen zu stoßen, ist architektonisch unvermeidbar in Gebäuden mit Solarzellen auf dem Dach, nur auf die Deckenhöhe kommt es an und wie weit die Stirn den Sterngefilden zugerichtet ist. So ziehe ich es vor, meinen Kopf ganz azur lieber unter offenem Himmelszelt zu verwalten. Musisch an der eigenen Menschlichkeit zu schleifen, bis auch die letzten Späne gehobelt sind. Beträufelt vom späten Glück sitze ich auf den Klippen Sardiniens und schaue in die blutrotuntergehende Sonne hinter den letzten Wellen meines europäisch geprägten Wohlstandverstandes. Dream Pop für den inner Beatnik. Die Vokale und Konsonanten stehen fallend mit der Rhetorik, dieser auszuführenden Symbolik mit erdrückendem Zeitverlust im Genick. Wem gebührt dieses Glück und wem nur das Geschick? 
Mir steht die Wortwahl frei, doch nicht der Ort, an dem ich bin. 
Eine schwere Identitätskrise wirft ihre Schatten und treibt mich ohne Vitamin D in den sich niederzuschreibenden Zwiespalt. Ohne das dritte Auge und Bella Italia, ohne gefüllten Orchestergraben und Fenster zum Hof bleibt mir nur die melodiöse Erinnerung als überdauernder Sinn. Prosaischer Abstand zu Verlust ist kein Gewinn.

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