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Als Wortekünstler
In meiner eigenen Arena
Als Vokabularakrobat
Betreibe ich an deutschen Schulhöfen Hochverrat
Cruise auf meinem 5meter Einradfahrrad
Über alle Seen, Flüsse und Deiche meiner Stadt
Strom.
Erzeuge ich selbst.
Durst.
Habe ich immer.
Als Konsonantenjongleur
Als hohes Niveaukontrolleur
Mein verkannter Beruf:
Sprachendompteur.
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Auf den Straßen dieser Welt sehen wir prinzipiell nur was uns gefällt. Was uns zusagt und anspricht, was wir mögen, was wir nicht. Was wir sollen, können, müssen; welch begrenztes Wissen.
Mit verbranntem Gaumen und Schreibkrampfdaumen sitze ich in einem Zimmer, auf einem Bett, das nicht meines ist, aber noch wird.
Schreibe diese Worte und denke an all jene Orte.
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Ich bin undankbar, reich und berühmt
Ich bin unschlagbar, leicht und verblümt
Verstrahlt, verzaubert, unglaubwürdig.
Weltbürger.
Bin ich
Introvertiert und fahrig
Auscelebriert
Papierliebhaber
Nach Stiften Graber
Ich bin irgendwo zwischen Neon und gut Bewährtem
Problemelöser mit Erschwertem
Bin ich
Anti Fleisch und Promille
Ansonsten und statt
Bin ich irgendetwas in dieser Stadt.
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Das vollgeladene Leben in ganzen Zügen
In einer Scheinwelt konstruktiver Lügen
Wird mir nicht genügen
Ich weiß.
Allerhand und doch viel zu wenig
An einer Hotelbar irgendwo
Mit Restgeld und einer Zigarette
Die Nacht ich rette
Meine Authorität ich verwette
Mein Schlaf zur Stätte
Meine Rast zur Ruh
Dreck an meinem Schuh
Und die Reinheit im Solarplexus
In allen Kanälen, an allen Chakren
Taktik.
Das Schlagwort
Aufhören.
Den Hauptstrom zu stören.
Gitarre, Taxi und Basecap
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Flugnummer 8045179, Reihe 14, Sitz A und Essen Halal.
Mit aufgerissenen Augen starre ich auf das zerfledderte Flugticket in meinen schweißnassen Händen. Der Blick nach rechts nützt mir in diesem Moment nicht viel, es ist stockduster.
Es ist einer meiner mit umsteigen insgesamt zwei Flüge in eine fremde Welt. Ohne Zeitempfinden und Orientierungsvermögen versuche ich mich an Details zu erinnern, doch alles ist so verschleiert wie die Frau in dem Sitz vor mir. Ihr Mann schaut mich seltsam an und in mir keimt die Vermutung er könnte eine tragende oder weniger tragende, aber auf jeden Fall eine Rolle in dem letzten zeitlichen Abschnitt bevor ich einschlief gehabt haben. Nachdem ich ihn ein wenig zu quatsche und die Frage nach dem wo wir grad sind stelle auf die er ziemlich hitzig reagiert, fällt mir plötzlich wieder ein, dass er noch neben mir saß als ich den Sicherheitsgurt anlegte und die nette Stewardess sagte, dass wir jetzt aber wirklich alle unsere Klapptischchen hochmachen sollten.
Die Mahlzeit in dem silbernen Blechrechteck vor mir ist kalt und alles andere als anschaulich, das Heineken ist ungenießbar, mein Kopfhörer klemmt im Sitz, meine Beine sind verknotet und meine Augen schmerzen als hätte ich meine Kontaktlinsen seit zweiundvierzig Stunden eingesetzt.
Könnte hinkommen.
Scheiße.
Der Flughafen in den vereinigten Arabischen Emiraten macht mir trotz meiner Tätigkeit als Großstadtmädchen Angst. Ich bin viel zu unaufmerksam und fahrig und eigentlich möchte ich mich nur absichern meines nächsten Fluges wegen und mit einer ein Liter Cola zwei Zigaretten rauchen. Meinen Weg zur Raucharea jedoch muss ich mir zwischen Scheichs, Burkas und allgemein auffallender Vermummung erst mal über die Toilette bahnen und so betätige ich die Spülung an einem sonnigen Frühlingsnachmittag in einem fliesenlosen, nicht geputzten, stinkenden Klo in Doha, Saudi Arabien.
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Selbstläufer
Grenzenüberhäufer
Freieslebenkäufer
Ich brauche ein Zisch und Klack und Zack
Ich brauche Politur, neuen Glanz und wieder Lack
Tack Tack.
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Zug verpasst
Nicht aufgepasst
Passt alles ins Profil
Überhaupt nicht, doch subtil
Berlin für zwei Wochen, Berlin für vierzehn Tage
Aufgewachsen zwar, doch nicht heimisch
Ich denk an Afrika, immer ganz heimlich.
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Auf den Ladeflächen kaputter Autos lasse ich mein Haar mit dem Winde wehen
Lasse all meine Gefühle mit den Wolken gehen
Tanze mir den Arsch zugrunde im Dreck
Und Namibia macht einen neuen blauen Fleck
Sternenhimmelbreit
Ist es beinahe Abendbrotszeit
So schnapp ich mir meinen letzten Drink
Bevor ich in die Tür reinklink
Auf Straßen mit benzingetränktem Duft
Vermischt sich Brutalität mit Sonne dann in der Luft
Hinter jener Ecke ein bekanntes Gesicht, nur gegrüßt werde ich heut nicht
Denn you look different
Kann man wohl auch nur sagen zu wen man richtig kennt
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Wie die meisten Gesprächen dann absaufen.
Neulich habe ich mich mit einem Freund unterhalten, der ebenfalls schriftstellerische Ambitionen hat.
„Ich habe eine neue Geschichte zu schreiben angefangen!“
Zisch.
„Ah cool…“
„Ja, aber ich brauche noch einen Inhalt.“
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Ich warte.
Wie alle auf besseres Wetter.
Ich warte.
Auf ein größeres Leben.
Mehr Geld.
Den Nachtbus.
Verzweifelt suche ich an jeder Ecke, an jedem Ende; überall.
Und wie mich meine Hände ganz automatisiert zu den kleinen schwarzen Plastiktasten ziehen, so zieht sich die Nacht in den Tag. Schwebt die Melodie durch meinen Raum, setzt sich nieder und trällert mir ein paar ihrer schönsten Lieder.
Ein grüner Papierschnipsel zwischen meinen Blättern, von Schwimmreifen und anderen Lebensrettern. So viele Dinge, die mir die Augen geöffnet haben. So viel, das sie wieder verschloss. So viel was mich aufsog, so viel ich verstieß.
Denn mit den Gedanken, mit denen bist du allein- bringen sie dich um oder lassen sie dich unbändig sein?
Das mit dem seine Jugend verschwenden habe ich gut hinbekommen befinde ich grad als die aufgehende Sonne die Umgebung in orange taucht und der Wecker schließlich klingelt.
Endlich bin ich 24 geworden.
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Wie ich mir das vorstelle und was ich mir gedacht hab so.
Endet in der Sackgasse nach nirgendwo. Richtungswechsel einschlagen.
Aufhören zu klammern, jammern, klagen.
Die Lieder, die gespielt werden sind zu schön zum Sterben, zu schön um dran zu bleiben, zu schön eigentlich um alles nieder zu schreiben.
Werde ich am Ende Teil vom Ganzen sein? Die Nummer eins der Auswechselbank und alle Geheimnisse in meinem abschließbaren Kleiderschrank.
Habe Dank
An Mutter Natur, Airen und WLAN ohne Schnur.
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In Schweiss gebadet.
In Freiheit gesalbt und nebenbei noch mit meiner Vorstellungskraft gebalgt.
Verloren und Schach Matt. Doch natürlich nicht ohne dass ich als glanzvoller Sieger jenes Szenario verlasse.
In einer Welt in der
Sonnengläser Wassertanks treffen und in der Hosenbünder auch mal reissen koennen.
Ja ich sags dir, da geht es hin und her.
Doch warum suchen, hasten, fluchen tasten. Sich viel zu viele schwermütig an all die Sachen?
Elexier, Pulverfass, Tischdecke, Pheromon, New York Hardcore, unasphaltierte Strassen, Buchstabenfluss, Hunger und auch Umschlagplatz.
Ja wir sind Figuren zwar in dem Ganzen, doch das erst erkannt, können wir an unseren eigenen Fäden tanzen.
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Ich habe den Gold gerauscht, mich mit genügend Freiheit eingebauscht. Gefunden und entdeckt obwohl fast zu clever versteckt.
An einem Fleck Erde, den ich zu meinem Leben machte, fällt jetzt alles auf mich ein, kommt alles runter.
Meine Augen sind weit aufgerissen, doch nicht des Staunens wegen.
Nein treuer Gefährt; zu gegen.
Es hält die Fassungslosigkeit und zwingt mich in die Knie, kappt jegliche Optionen meines Agierens.
Ich will mich so gern wehren, wehren um der glückgeselten Zukunft.
Wehren für mich.
Doch Pazifismus.
Gewaltlos schliesse ich ab, schliesse meine Lider.
Der letzte Impuls ein ich komme nicht wieder, komme nicht zurück nach Haus, kann nicht, will nicht, darf nicht.
Sehe mich laufen, fliegen, schwimmen und fahren. Jeweils ein Zentimeter Erfahrungsschatz an meinen Haaren.
Fühle mich lächeln, grinsen, strahlen. Purzelbäume schlagen und regnerische Herbsttage mit Knoblauch verjagen. Fühle soviel und plötzlich finde ich zuviel fühlen gar nicht mehr entsetzlich.
Eher grundsätzlich.
Bin ich am Übertreiben immerzu, aber da passt meine Schreibkunst ja auch zu.
Vorlaeufiger Plan: Tasche packen und dann bedröhnt am Airport versacken, stempeln lassen und den Passport
nochmal fallen lassen.
Einsteigen.
Aussteigen.
Loslegen.
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Alles ruht und ich bin wach
Halte die Munterkeit in Schach
Ist der Himmel mein Dach
Ist die Sonne mein Boden
In einer Welt aus Blättern und Papier
Liebe und Verständnis
Wissensdurst und Kenntnis.
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Wenn nichts mehr fließt frage ich berechtigt womit der Gärtner seine Blumen gießt; womit mein Brunnen circuliert, womit sonst sich alles in delfinblauer Klarheit wiegt.
Denn zu viele Dämme schon gebaut, zu viele Endzeitdramen schon geschaut.
Wenn noch niemand ahnt wohin er will, ist die Bewegung dann schon still? Macht sie keinen Mucks, bringt sie keinen Thrill.
Ich dann zurückgelassen und chill.
Am Uferrand, am Meeresstrand. Alle Fischer um mich herum und die Kutter im Hafen.
Da unsere Empathie zu früh aufgestanden ist um jetzt schon zu schlafen.
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I told the lions: heute hasse ich euch alle. Dich, dich und ihn.
Nagellack. Manhattan. Meine ganz persönliche skyline; lotus effect.
Und die Suggestion verspricht Verführungskünste durch simples Bemalen.
Ich spreche heut mit keinem von euch. Gehe mich duschen und schon nur bei diesem Gedanken überkommt es mich mit Widerwillensschauern.
Vielleicht sollte ich etwas tun um mich selbst zu bemitleiden.
Magenschmerzen.
Und das nicht zu knapp; ich beschliesse das mit dem Duschen zu verschieben.
Lasst mich mit Bären kämpfen und Drachen besiegen.
Kettenrauchend zum Grossgewinn! Und dann feuer ich alle meine Zigaretten weg.
An einer Tastatur ohne Umlaute und esszet.
Umdrehen. Kopf zu und Augen auf.
Fünf Liter Cola und die offene Frage:
War es light oder nicht?
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Gras.
Ist alles überbewertet. Verschobenheit der Regelfall und die Hälfte ohne Wasser.
Sind die Erdbeeren schon am Reifen, dann Alter, schnell nach greifen!
Paprika und Tomaten. Ich nenne das Lebensstil man.
…aber wir sollten wirklich spätestens gehen, wenn Charaktereigenschaften auf Fragebögen stehen.
Licht.
Nein, nur das Badezimmer.
Mosquitostiche zehntelsekündlich und ich zerfalle in Stücke; in viele winzige Einzelteile.
Alle glitzern und spiegeln sich jetzt im Sonnenschein.
Es findet statt: Reflektion auf royalstem Niveau.
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Nach einundfünfzig Stunden schlafen gehen?
Unbefriedigend.
Meine Vernunft wälzt ihr Antlitz in Flammen, schlägt sich durch loderne Gebrände voll unbedenklichem Glück, kommt zurück und legt schützend ihre Hand auf mein Haupt.
Kommt ohnehin so Einiges zusammen. Von Discojüngern bis Gesellschaftssündern; alle sind sie plötzlich aufgetaucht in diesem farbenprächtigen Spiel aus Zeit und Raum.
Natürlich möchte jeder ein Stück vom Kuchen abhaben, auch wenn dieser nicht von Coppenrath & Wiese ist.
Kommt Zeit, kommt Rath.